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Nadine Wallner

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Freeriderin Nadine Wallner im Interview

Über ihr neues Projekt BACKYARD bei der EOFT 2024

Fotos: MKM I Christoph Johann

Fünf Freeride Abfahrten, 3.000 Höhenmeter, 29 km – und das alles an einem einzigen Tag am Arlberg?!

In der Welt des Freeridens gibt es wenige, die es so draufhaben wie Nadine Wallner. Die zweifache Freeride-Weltmeisterin hat sich durch ihre beeindruckenden Skills und ihren einzigartigen Style auf der Freeride World Tour einen Namen gemacht. Doch Nadine ist weit mehr als nur eine Competition-Riderin. Als Bergführerin und Abenteurerin lebt sie für die atemberaubende Schönheit und die Herausforderungen der Berge.

Nadine Wallner

In ihrem Projekt “BACKYARD”, das auf der EOFT 2024 (European Outdoor Film Tour) präsentiert wird, geht Nadine Wallner aufs Ganze: An einem einzigen Tag will sie fünf epische Freeride-Abfahrten machen, 3.000 Höhenmeter knacken und satte 29 Kilometer in ihrer Heimat am Arlberg zurücklegen. Dieses Mammutprojekt hat sie lange im Kopf gehabt und schließlich die perfekten Bedingungen abgewartet: blauer Himmel und makelloser Schnee. Zusammen mit ihren Freunden und Bergführerkollegen Yannick Glatthard und Dino Flatz geht es auf eine unvergessliche Mission.

In diesem Interview teilt Nadine ihre Erfahrungen und erzählt von den Höhen und Tiefen ihrer Karriere. Ein inspirierendes Gespräch mit einer Athletin, die nie stillsteht und stets nach neuen Horizonten sucht.

Nadine Wallner

Hey Nadine. Wir treffen dich gerade bei der EOFT, wo dein Film “Backyard” läuft. Die meisten kennen dich bestimmt eh, aber kannst du dich trotzdem einmal kurz vorstellen?

Nadine Wallner: Klar, ich bin Nadine Wallner, aus Wald am Arlberg. Der Arlberg ist mein Lebensmittelpunkt, besonders im Winter. Ich bin Bergführerin und professionelle Freeriderin.

Das wird auch auf deinen Social-Media-Kanälen deutlich, wo sich alles um den Bergsport dreht. Als Bergführerin begleitest du auch „Normalsterbliche“ durch die Berge. Wie läuft das ab?

Nadine Wallner: Ich hab ein paar Stammgäste, meist kleinere Gruppen. Ich organisiere auch mein eigenes Jugendcamp, das “Offline-Freeride-Camp”. Dieses Jahr haben wir mit Red Bull ein Alpine-Camp aufgezogen, wo ich als Athletin und Mentorin am Start war. Das war eine Art “Education Week” für andere Athleten, wo ich als Guide und Rider mein Wissen weitergeben konnte. Mega spannend!

Die Ausbildung zur Bergführerin ist nicht easy, oder? Was musstest du alles lernen?

Nadine Wallner: Ja, das ist eine intensive Ausbildung. Sie dauert drei Jahre und du brauchst Skills in so ziemlich allem, was Berge bieten – Schnee, Eis, Fels und Bergsteigen. Die Anforderungen sind ziemlich vielfältig.

Spannend. Dann lass uns mal zu deinem Film “Backyard” kommen. Es geht um fünf Freeride Abfahrten, 3.000 Höhenmeter – 29 km – und das alles an einem Tag am Arlberg. Woher kam diese verrückte Idee und wie hast du sie umgesetzt?

Nadine Wallner: “Backyard” zeigt meine Homespots. Die Idee hatte ich schon lange im Kopf. Ich liebe es, vollgepackte Tage zu haben – vor allem bei perfekten Bedingungen. Die Line, die ich im Film fahre, ist für mich total logisch. Morgens am Albonagrat starten, dann zum Kaltenberg und ein paar Couloirs mitnehmen. Die Idee hat sich irgendwann einfach festgesetzt. Anfang März, als die Bedingungen perfekt waren, haben wir es durchgezogen.

Gab es kritische Momente bei eurer Mission?

Nadine Wallner: Wir hatten tatsächlich eine brenzlige Situation: Ich fuhr ein exponiertes Face, ein Couloir, das ich schon mehrfach unter unterschiedlichen Bedingungen befahren hatte. Dabei fiel mir auf, dass der Wind stärker war, weshalb ich etwas vorsichtiger unterwegs war. Kurz darauf folgte mein Partner Yannik. Am Drop-in löste er einige kleine Schneeschollen, die zwar keine Lawine verursachten, aber ausreichten, um einen Oberflächenrutsch in Gang zu setzen.

Das klingt gruselig. Wie habt ihr reagiert?

Nadine Wallner: Ja, das war schon knapp. Der Schnee sammelte sich in der engen Rinne und nahm ordentlich Fahrt auf. Yannik war direkt im Weg und hat es spät bemerkt. Über Funk haben wir versucht, ihn zu warnen, aber das während der Abfahrt zu hören, ist nicht immer so einfach. Zum Glück hat er in letzter Sekunde reagiert und sich mit den Stöcken auf dem Face festgehalten. Ein echter Weckruf für uns alle.

Nadine Wallner

Wie machst du nach so einem Schock weiter?

Nadine Wallner: Klar, so was nimmt dich mit. Aber du weißt, dass jede Line ihr eigenes Risiko birgt. Man darf sich nie auf den letzten Erfolg verlassen. Jedes Face fordert dich aufs Neue, und das verlangt ständige Aufmerksamkeit. Danach haben wir uns neu fokussiert und sind die nächsten Lines mit dem gleichen Respekt angegangen.

Respekt, dass ihr nach diesem Erlebnis weitergemacht habt.

Nadine Wallner: Ja, es ist nicht einfach, aber genau das gehört dazu. Man lernt aus solchen Momenten und entwickelt einen tieferen Respekt für die Berge und die Bedingungen.

Nadine Wallner

Wie verarbeitet ihr als Team solche Erlebnisse? Sprecht ihr offen darüber?

Nadine Wallner: Absolut. Nach so einem Vorfall setzen wir uns zusammen, analysieren die Situation und schauen, was wir daraus lernen können. Das hilft, das Erlebte auch emotional zu verarbeiten. Ich habe Yannik angeboten, den Tag abzubrechen, aber er wollte weitermachen und dem Tag einen positiven Abschluss geben. Aber ich bin der Meinung: Safety first – egal, ob die Kameras laufen oder nicht.

Hast du schon extreme Situationen wie ein Lawinenunglück erlebt?

Nadine Wallner: Zum Glück habe ich meinen Lawinenairbag bisher nie einsetzen müssen und war auch noch nie in einer Situation, in der er notwendig gewesen wäre. Es gibt zwar viele riskante Momente, doch als Bergführerin ist es besonders wichtig, nicht nur die eigene Motivation zu hinterfragen, sondern auch die der Gäste. Manchmal muss man sie bremsen, ein anderes Mal motivieren – aber immer mit einem klaren Fokus auf Sicherheit. Es ist ein Balanceakt, die eigenen Grenzen zu verschieben und dabei dennoch besonnen zu handeln.

Nadine Wallner

Du hast zweimal die Freeride World Tour gewonnen, aber dann entschieden, nicht mehr teilzunehmen. Was hat zu dieser Entscheidung geführt?

Nadine Wallner: Nach meinem zweiten Titel habe ich mir eine heftige Verletzung zugezogen – ein komplizierter Bruch am Schienbein, der mich fast drei Winter lang ausgebremst hat. Das war eine echt fordernde Zeit. Als ich zurück auf die die Tour wollte, habe ich den Cut nicht mehr geschafft. Da wurde mir klar, dass ich mich anderen Dingen widmen will, wie dem Klettern und der Ausbildung zur Bergführerin. Die Zeit bei der Freeride World Tour war grandios, aber es war Zeit für einen Wechsel.

Wie bist du mit dieser Verletzungsphase umgegangen?

Nadine Wallner: Definitiv, das war nicht ohne. Du musst dich selbst neu erfinden, mental stark bleiben und auf die Unterstützung von Freunden und Familie bauen. Solche Zeiten sind hart, aber wenn du mit Herzblut und Motivation dranbleibst, bringt dich das immer weiter – unabhängig vom Ausgang.

Nadine Wallner

Das klingt nach einer positiven Einstellung. Hast du schon ein neues Projekt in der Pipeline, nachdem “Backyard” abgeschlossen ist?

Nadine Wallner: (lacht) Yess, da kommt was, aber ich halte es noch geheim. Stay tuned!

Vielen Dank, Nadine, für den Einblick und viel Erfolg bei deinen nächsten Abenteuern!

Nadine Wallner: Danke, hat mich gefreut!

Mehr Infos zur EOFT gibt es hier!

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