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Das Leben eines professionellen Freeskiers

Wie lebt es sich eigentlich als professioneller Freeskier? Kann man davon leben und ist das ein Fulltime-Job? Wir haben die drei besten Freeskier Deutschlands gefragt.

Ein Leben als professioneller Freeskier klingt einfach viel zu gut, um wahr zu sein. Jeden Tag auf dem Berg, die besten Parks der Welt shredden und damit auch noch seinen Lebensunterhalt verdienen, wer hätte das nicht gern?! Doch ist wirklich alles Gold, was glänzt, oder gibt es auch Kehrseiten? Wir haben mit David Zehentner, Jakob Gessner und Vincent Veile die drei besten Freeskier Deutschlands genau das gefragt.

Vincent Veile ist professioneller Freeskier. credit: Hologram Media
Vincent Veile ist professioneller Freeskier. credit: Hologram Media

Hallo Jungs, wie geht’s euch und wo seid ihr derzeit?

Vincent Veile: David und ich sind gerade im Stubaital, um uns auf den anstehenden Weltcup vorzubereiten und die guten Tage bei der Prime Park Session für ein paar neue Tricks zu nutzen.

David Zehentner: Genau, wir sind gerade im Stubai und bereiten uns auf die Saison und vor allem auf den bevorstehenden Weltcup vor. Bis jetzt hatten wir einige gute Tage und das Wetter sieht weiterhin gut aus.

Jakob Gessner: Ich bin gerade im BangerPark beim Airbag-Training. Leider bin ich derzeit leicht verletzt und werde wohl die nächste Zeit nicht auf den Schnee kommen.

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Stellt euch doch mal bitte kurz vor, woher kommt ihr und wann habt ihr mit dem Skifahren angefangen?

Vincent: Also ich bin Vincent Veile, 22 Jahre alt und komme ursprünglich aus Ulm.
Mit dem Skifahren habe ich mit circa zwei Jahren begonnen. Mit einer Skilehrerin als Mutter ging das doch recht fix.

David: Ich bin David Zehentner, 17 Jahre jung und komme aus Bayrischzell, direkt am Sudelfeld. Ich bin Teil der DSV Nationalmannschaft Freeski und seit diesem Jahr Vollzeitsportler. Das erste Mal stand ich mit zwei Jahren auf Ski. Daraufhin folgte eine Skialpin-Karriere, die ich mit zwölf Jahren beendete, um Freeskier zu werden. Mein erster Contest war die Youngstars Challenge von Mountain Action und der erste Kontakt zu Freeski Germany ergab sich bei einer Sichtung im Kaunertal. Zunächst trainierte ich im Nachwuchsteam mit Tommy Dötsch, bevor ich ins Nationalteam von Rainer Higgelke aufgenommen wurde.

Jakob: Ich heiße Jakob Gessner, bin 20 Jahre alt und komme aus dem Allgäu. Das erste Mal stand ich mit etwa 1,5 Jahren in meinem Homeresort Eschach auf Ski. Danach bin ich klassisch im Verein Rennen gefahren und habe aber schon etwa im alter von acht Jahren gemerkt, dass ich lieber Freeskier sein will.

Freeskier David Zehentner credit: Hologram Media
Freeskier David Zehentner credit: Hologram Media
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Seid ihr gut in die Saison gestartet?

Vincent: Der Start war trotz der aktuellen Lage mit Corona sehr gut! Wir waren nach dem Trockentrainjng im Kraftraum sehr schnell wieder auf den Ski unterwegs. Angefangen hat es mit zwei Rail-Camps in Bispingen und anschließend im Juli ging es wieder auf die Gletscher in Österreich und in der Schweiz.

David: Unser Training fand grundsätzlich reibungslos statt und wir konnten fast alles machen, was wir uns vorgenommen hatten. Dazu gehörten Trainingscamps in Saas Fee und am Mölltaler Gletscher, in Stelvio (Prinoth X Champ), Hintertux und jetzt im Oktober/November Stubai. Man kann also sagen, wir haben bereits einige Rail- und Kicker-Hits hinter uns.

Jakob: Ja, der Start war gut. Wir haben viele neue Tricks gelernt und gute Tage gehabt. Leider habe ich mich dann am Sprunggelenk verletzt, weshalb ich gerade eine kleine Zwangspause einlegen muss. Auch die Schließung der Skigebiete macht es derzeit nicht leichter, Skitage zu sammeln.

David Zehentner in Hintertux. credit: Korbi Resenberger
David Zehentner in Hintertux. credit: Korbi Resenberger

Erzählt mal ein bisschen von eurem Job als professionelle Freeskier. Ist das ein Fulltime-Job?

Jakob: Im Sommer heißt das 5-6 Tage die Woche Krafttraining und Trampolinspringen und zwischendurch immer mal wieder eine Woche am Gletscher, wenn möglich. Der Sommer ist eigentlich immer entspannter, da man noch nicht so viel von einem Skigebiet zum nächsten reist. Im Winter wird es dann deutlich intensiver. An einem normalen Skitag ist man ca. von 7.30-15.00 Uhr mit Skifahren beschäftigt. Anschließend muss man etwa noch zwei Stunden Rehab-Programm und Trampolintraining einplanen. Es ist also in der Tat ein Fulltime-Job. Vor allem die langen Anfahrten und Flüge zu den Parks rauben einem viel Zeit.

Vincent: Fulltime-Job kann man es nennen. Wir sind in der glücklichen Situation, unser Hobby als Beruf ausüben zu können.

Vincent beim Prinoth X-Camp.
Vincent beim Prinoth X-Camp.

Was zählt alles zu eurem Training, nur Skifahren oder gehört mehr dazu?

David: Natürlich wird man nur besser, wenn man so viel wie möglich Ski fährt. Genau deswegen gehört das Gym und Sommertraining zum Freeskiing dazu. Denn je fitter man ist, desto widerstandsfähiger wird der Körper. Er ist weniger verletzungsanfällig und bereit für längere Skitage sowie weniger Pausen. Daraus folgt: Je fitter, desto mehr Skitage sind möglich dementsprechend mehr Spaß am Fahren.

Vincent: Viel mehr als viele glauben und denken. Einige sehen oft nur unsere Bilder und Videos im Schnee, aber was dahinter steckt, ist sehr viel größer. Wir trainieren mit dem Nationalteam täglich mehrere Stunden, um unseren Sport so gut und verletzungsfrei wie möglich auszuüben. Das heißt, im Sommer viel Muskelkater. (lacht) Neben dem Kraftraum verbringen wir aber auch viel Zeit auf dem Trampolin und dem Airbag, um neue Tricks zu festigen und die Sicherheit für den Schnee zu bekommen.

Jakob in Stelvio.

Wie oft seid ihr unterwegs, und habt ihr überhaupt noch Zeit für Freunde und Familie?

Jakob: Im Winter ist es eigentlich angedacht, dass wir jeden guten Skitag nutzen. Beispielsweise haben wir um diese Jahreszeit 5-6 Wochen lang eine Wohnung im Stubai gemietet und sind dort ständig bei den Prime Park Sessions. Familie und Freunde kommen da leider oft zu kurz. Man muss sich alles um den Sport herumbauen. Freeskiing steht dann einfach im Vordergrund. Für mich ist es vor allem schwer, weil ich nebenher noch studiere.

David: Da ich in den letzen Jahren noch ganz normal zur Schule gegangen bin und nicht auf allen Trips mit dabei war, hatte ich definitiv genug Zeit für Familie und Freunde. Auch wenn man natürlich nicht überall dabei sein kann, macht die Zeit mit dem Team auch extrem viel Spaß. Ab diesen Jahr bin ich schon mehr unterwegs und logischerweise auch weniger zuhause. Trotzdem bringe ich alles ganz gut unter einen Hut und man genießt die Tage zu Hause umso mehr.

Vincent bei den Prime Park Sessions. credit: Hologram Media

Wie verdient ihr eigentlich euer Geld, kommt es auf die Sponsoren an?

Vincent: Ich persönlich verdiene meinen größten Teil durch die Unterstützung der Bundeswehr. Ohne diese Möglichkeit könnte ich meinen Sport und das Leben nicht finanzieren. Doch auch durch die riesige Unterstützung vom DSV, Oakley und Line kann ich mein Sport sehr gut ausüben.

David: Mein Hauptsponsor/Arbeitgeber ist die Bundespolizei. Dort verdiene ich ganz normal wie ein Polizist. Im Klartext heißt das, dass ich vier Monate im Jahr eine Ausbildung zum Bundespolizisten mache und 8 Monate unterwegs bin, um meinen Sport auszuüben. Das ganze wird unter dem Begriff „Bundespolizei Spitzensport“ gefördert. Hinzu kommt noch die Deutsche Sporthilfe und Sponsoren, die mich mit Material versorgen.

Jakob: Ich bin der einzige Nicht-Behördensportler im Team. Ich bekomme dafür aber Gelder von der Sporthilfe. Zusätzlich habe ich ein Sportstipendium der Deutschen Bank. Der DSV übernimmt für uns größtenteils alle Kosten, die mit dem Skifahren verbunden sind, z.B. Unterkünfte, Flüge, Trainer, Anfahrt. Auf Sponsoren sind wir natürlich unbedingt angewiesen. Ich bin sehr froh, bei den Marken Völkl, Marker und Dalbello untergekommen zu sein. Sie geben mir die perfekte Ausrüstung, die ein Freeskier braucht: Ski, Skischuhe, Bindung, Protektoren usw. sind in dieser Dreifach-Marke vereint. Ohne den Sponsor wäre der Sport finanziell (auch mit Sporthilfe) für mich nicht zu stemmen.

Wie habt ihr die erste Corona-Welle überstanden und wie sieht es jetzt aus? Müsst ihr mit eurem Training pausieren? Die Gletscher und deren Parks mussten ja leider wieder schließen.

Vincent: Die Cornona-Welle hat uns ein wenig eigeschränkt, klar, aber man muss leider damit zurechtkommen. Auf den Winter bezogen hat sich aber nicht sehr viel geändert. Wir sind weiterhin fast jeden Tag am Berg beim Training. Für uns Nationalteams gibt es zum Glück weiterhin die Möglichkeit, auf den Berg  zu kommen.

David: Ich persönlich habe die erste Welle sehr gut überstanden. In der ersten Lockdown-Phase habe ich mir ein Rail-Setup in den Garten gebaut und konnte da auch ohne Schnee jibben. Auch generell darf ich mich überhaupt nicht beschweren. Natürlich ist das eine nervige Zeit, jedoch denke ich, dass es viele Leute weitaus schlimmer getroffen hat.

Jakob: Ja, weitestgehend schon. Während der ersten Welle durften wir leider auch überhaupt nicht zusammen trainieren. Derzeit ist es für uns möglich, im PrimePark zu fahren. Aber mal sehen, wie das nach dem Stubai Weltcup weitergeht. Die meisten Contests wurden ja schon abgesagt.

Jakob beim Big Air Worldcup in Amerika. credit: Christian Raguse

Danke für eure Zeit! Noch ein paar Worte oder Shoutouts zum Abschluss?

Vincent: Stay safe!

Jakob: Hoffentlich bald mal am Berg!

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