Von der Freeride World Tour zum professionellen Ski-Filmen
Zwischen Kasachstan, Chile und dem Libanon: Alpina-Teamrider Tao Kreibich über die Suche nach unberührtem Powder und die Chancen und Herausforderungen des ständigen Reisens.
Man könnte meinen, Freerider Tao Kreibich lebt den Traum. Nach zwei Jahren auf der Freeride World Tour verdient der 27-jährige Innsbrucker sein Geld mit dem Freeride-Filmen. Für seine YouTube-Videos reist er quer um die Welt, dem Powder hinterher, und dreht in unbekannten Regionen wie Kasachstan, Chile oder dem Libanon.
Was alles zum Freeride-Filme-Machen dazu gehört und welche Hürden Tao überwinden musste, um Freeride Pro zu werden, erfahrt ihr in diesem Interview. Außerdem haben wir Tao nach seiner Go-To-Ausrüstung fürs Freeriden gefragt und erfahren, was ihm an der Alpina-Goggle TAOS so gefällt, und warum für ihn ohne Helm gar nichts geht.
ENJOY!
Hey Tao. Wo steckst du gerade und was hast du heute gemacht?
Tao Kreibich: Hey. Momentan bin ich in Innsbruck. Heute war ich mit meinen WG-Kollegen eine kleine Runde Skifahren, hab ein paar Mails geschrieben und gemütlich gegessen. Später habe ich noch einen Call und danach feiern wir in der WG eine kleine Weihnachtsfeier, bevor es morgen nach Vorarlberg zur Familie geht. Aber im Winter bin ich selten in Innsbruck, sondern meist auf Reisen. Oft zieht es mich vor allem in ungewöhnliche Länder – erst diese Woche bin ich aus Kasachstan zurückgekommen.
Kasachstan klingt spannend! Das hat man nicht unbedingt als klassische Skidestination im Kopf.
Tao Kreibich: Absolut nicht! Wir waren ganz im Nordosten, nahe der russischen Grenze – im Prinzip schon fast in Sibirien. Es war unfassbar kalt, deshalb bleibt der Schnee auch richtig gut. Wir hatten minus 27 Grad, das ist allerdings noch „warm“ für die Region, da kann es auch mal bis minus 40 oder minus 50 Grad gehen. Das braucht man dann aber wirklich nicht zum Skifahren.
Minus 27 Grad wow. Wie hält man solche Temperaturen überhaupt aus?
Tao Kreibich: Wir haben Catskiing gemacht, das heißt, wir wurden mit einem Pistenbully den Berg hochgebracht. Der hatte eine Heizung, also waren wir nie länger als eine halbe Stunde am Stück draußen und konnten uns zwischendurch immer wieder aufwärmen. Aber klar, bei minus 25 Grad ist es noch okay, alles darunter wird dann schon grenzwertig.
Wie ist der Schnee bei minus 27 Grad?
Tao Kreibich : Ganz speziell! Der Schnee ist extrem trocken, fast schon „klebrig“, sodass die Ski nicht mehr richtig rutschen. Das war wirklich etwas ganz Besonderes, aber auch sehr cool.
Und wie lief die Kommunikation vor Ort?
Tao Kreibich : Das war tatsächlich etwas herausfordernd, da die meisten dort Russisch sprechen. Aber wir hatten Übersetzer dabei, und so hat alles gut funktioniert.
Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, für einen Skitrip nach Kasachstan zu reisen?
Tao Kreibich: Das war ziemlich spontan. Ein Freund meines Vaters hatte das geplant, und da in Österreich zu der Zeit kaum Schnee lag, dachten wir: Warum nicht? Es hat sich definitiv gelohnt, und ich plane schon, nächstes Jahr wieder hinzufahren – vielleicht direkt zum Saisonstart.
Das war also ein Vater-Sohn-Trip?
Tao Kreibich: Genau, es war tatsächlich unser erster gemeinsamer Trip! Mein Dad hatte richtig Spaß und hat sogar versucht, ein paar Aufnahmen von mir zu machen. Zwei YouTube-Episoden dazu werden übrigens in den nächsten Wochen online gehen.
Lass uns mal an den Anfang deiner Skikarriere zurückgehen: Du bist in Senegal geboren und heute Profi-Freerider. Wie kommt man von Afrika in den Schnee zum Skifahren?
Tao Kreibich: Das hat eigentlich alles mit meinem Opa angefangen. Er ist damals nach Afrika ausgewandert – zuerst nach Südafrika, dann Ghana, Kenia und schließlich Senegal. Mein Vater ist in diesen Ländern aufgewachsen, bis er mit 15 Jahren nach Vorarlberg gekommen ist. Dort hat er meine Mutter kennengelernt, die früher Skirennfahrerin war.
Meine Eltern sind viel gereist und haben auch in Senegal gelebt, wo ich geboren wurde. Als ich klein war, sind sie dann eher ungeplant nach Vorarlberg zurückgekehrt. Und so kam es, dass ich in den Bergen groß wurde.
Mit zwei Jahren stand ich dank meiner Mom schon auf Skiern. Ich war lange im Skialpin-Bereich aktiv, habe eine Skihauptschule als Internat besucht und später das Sportgymnasium in der Spitzensportklasse.
Oha. Warum hast du vom klassischen Skialpin-Rennen zum Freeriden gewechselt?
Tao Kreibich: Skirennen wurde mir irgendwann zu eintönig und zu ernst – das viele Training und der Druck waren mir einfach zu viel. Dann habe ich das Freeriden entdeckt, besonders die Junior-Competitions, die damals gerade erst aufkamen. Ich hatte keine Ahnung von Tricks oder Sprüngen, aber meine Technik aus dem Rennsport hat mir geholfen.
Schon im zweiten Jahr wurde ich zur Junioren-Weltmeisterschaft eingeladen und bin mit 17 Jahren Fünfter geworden. Das war der Moment, in dem ich wusste: Freeriden ist mein Ding, und ich möchte Profi werden.
Wie würdest du die Freeride-Szene im Vergleich zur Rennski-Szene beschreiben, in der du früher unterwegs warst?
Tao Kreibich: Es ist ein krasser Unterschied. Die Renn-Szene ist super wettbewerbsorientiert, es geht um jede hundertstel Sekunde. Die Leute sind oft sehr ernst und konkurrenzbetont. Im Freeriden ist es eher Rider gegen Berg, und nicht Rider gegen Rider. Die Freeride-Community ist viel unterstützender – die Leute freuen sich für dich, wenn du einen krassen Trick machst oder einen hohen Cliff landest, anstatt eifersüchtig zu sein oder dich runterzumachen.
Natürlich wird auch im Freeriden der Konkurrenzkampf immer größer. Es soll ja sogar bis 2030 olympisch werden. Früher wurde Freeriden oft mit „Kiffern“ assoziiert, aber mittlerweile ist es definitiv ein Spitzensport geworden. Jeder Profi trainiert hart, auch im Sommer, und verbringt seine freien Minuten im Winter auf den Skiern. Da steckt viel Arbeit dahinter.
Du bist damals als einer der ersten männlichen Österreicher auf der Freeride World Tour gelandet. Wie kam das?
Tao Kreibich: Es hat vier Jahre gedauert, bis ich mich über die Qualifier für die Freeride World Tour qualifizieren konnte. Die habe ich dann zwei Jahre lang mitgemacht, was eine unglaublich coole Zeit war. Ich habe die Welt bereist, viele tolle Leute kennengelernt und gute Sponsoren-Deals bekommen.
Wie war deine Zeit auf der World Tour? Standest du doll unter Druck?
Absolut! Ich war zwar durch den Rennsport Druck gewohnt, aber Freeride-Wettkämpfe sind nochmal etwas ganz anderes. Es geht nicht nur um Zeit, sondern auch um die eigene Gesundheit – man riskiert oft sehr viel. Wenn man vorne mitmischen will, muss man hohe Cliffs springen und am besten noch Tricks wie einen Backflip einbauen.
Ich war oft schon Tage vor einem Wettbewerb nervös. Aber ich habe das Gefühl geliebt, dieses Adrenalin und die Herausforderung. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass ich mein Adrenalin nicht unbedingt nur durch Competitions bekomme. Beim Filmen habe ich genau dasselbe Adrenalin und kann mich selbst pushen.
Hast du versucht, nach deinem Ausscheiden aus der World Tour zurückzukommen?
Anfangs war ich mir unsicher, ob ich es nochmal versuchen sollte. Aber ich habe gemerkt, dass mir der Fokus auf gute Schneebedingungen wichtiger ist. Bei den Competitions reist man oft dem Schnee hinterher, und wenn man ankommt, sind die Bedingungen oft schlecht.
“Jetzt konzentriere ich mich darauf, immer den besten Schnee zu finden – egal wo auf der Welt. Wenn es irgendwo schneit, buche ich einen Flug oder fahre mit dem Auto dorthin.”
Heute verdienst du dein Geld mit Youtube-Videos. Wie bist du zum Filmen gekommen?
Nach der World Tour wusste ich erst nicht, was ich machen soll. Aber ich wollte schon immer in Ski-Movies mitwirken. Also habe ich meinen YouTube-Kanal gestartet und mein erstes Filmprojekt umgesetzt. Seitdem sind immer mehr Projekte dazugekommen, und es macht mir extrem viel Spaß, meine Abenteuer auf diese Weise zu teilen.
Du suchst vor allem Orte, die man beim Freeriden nicht unbedingt auf dem Schirm hat, wie Kasachstan, Chile oder den Libanon. Was fasziniert dich so daran?
Ich finde es einfach extrem spannend, Orte zu finden, die man nicht direkt mit Freeriden verbindet. Klar, die Alpen oder bekannte Skigebiete wie Innsbruck vor der Haustür sind super, aber es gibt weltweit so viele coole Spots, die oft komplett unentdeckt sind. Wenn man das Timing richtig hinbekommt, kann man an den ungewöhnlichsten Orten perfekten Schnee und tolle Berge erleben.
Ich finde es besonders reizvoll, neue Berge zu befahren, wo vielleicht noch nie jemand vor mir war. Diese Vorstellung inspiriert mich immer wieder aufs Neue.
Was denkst du über das ständige Reisen?
Was mir immer wieder auffällt, ist, dass viele Leute nicht so viel reisen (können). Dabei kann man durch Reisen unglaublich viel lernen.
Reisen ist für mich eine Möglichkeit, die Welt zu verstehen und andere Kulturen kennenzulernen. Es ist eine riesige Bereicherung.Es geht um den Perspektivwechsel und den Austritt aus der Komfortzone heraus.
Auch wenn man am Anfang nervös oder unsicher ist, fühlt es sich im Nachhinein immer gut an, wenn man sich überwunden hat. Es geht darum, rauszukommen, neue Erfahrungen zu sammeln und seine gewohnte Umgebung zu verlassen. Gerade in solchen Momenten lernt man so viel mehr über sich selbst.
Das klingt nach einem Traumleben – an neue Orte reisen, Skifahren, Filmen und damit sein Geld verdienen. Gibt es da auch einen Haken?
Das höre ich oft: „Du lebst einen Traum!“ Und das stimmt schon, aber es steckt auch eine Menge Arbeit dahinter. Es ist nicht so, dass ich einfach nur Ski fahre, und die Kamera läuft von selbst. Hinter den Kulissen ist es ein ständiger Aufwand: Sponsorensuche, Budgets aufstellen, die ganze Planung und Organisation – und dann muss das Wetter auch noch mitspielen.
Manchmal klappt es einfach nicht, und wir erwischen keinen guten Schnee. Das kann frustrierend sein.
Im Vergleich dazu war das Competition-Fahren fast entspannter, weil man da fünf bis sechs fixe Termine im Jahr hatte. Jetzt, vor allem in den Monaten Oktober bis Dezember, ist es ein Vollzeitjob: Meetings, Verhandlungen mit Sponsoren und die Planung der Trips.
Das hört sich nach einem heftigen Workload an. Machst du das alles allein?
Zum Glück nicht! Ich habe ein kleines Team, das mich unterstützt. Mein Manager, mein Filmer und ein guter Freund, der in einer Agentur arbeitet, helfen mir bei der Organisation, den Videos, der Post-Production und all den anderen Aufgaben. Ohne sie könnte ich das nicht stemmen.
Aber die eigentliche Planung der Spots und die Ideen kommen meistens von mir. Ich verbringe viel Zeit damit, neue Orte zu recherchieren. Oft sitze ich stundenlang vor Google Maps und schaue mir Berge an, überlege, wie man dorthin kommen könnte – sei es mit Skitouren, Heli oder anderen Mitteln.
Wie findest du die unbekannten Ski-Locations für deine Videos aus?
Heutzutage hilft Social Media natürlich extrem. Über Instagram oder YouTube findet man oft Videos von den Orten, die einen interessieren. Manchmal sind das zwar ziemlich schlechte Aufnahmen, aber ich achte dann auf die Berge im Hintergrund oder die Landschaft. Ein großer Teil meiner Recherche läuft mittlerweile auch über Google Maps und andere Karten-Apps. Dort suche ich gezielt nach spannenden Regionen.
So ein Trip passiert oft ziemlich spontan. Ein gutes Beispiel ist der Libanon: Vor eineinhalb Jahren gab es in Österreich keinen Schnee, während es im Libanon gerade zwei Meter geschneit hat. Also haben wir einfach den Flug gebucht und sind drei Tage später hingeflogen. Manchmal finde ich Inspiration bei Freunden oder anderen Fahrern, aber oft entdecke ich Orte einfach selbst.
Über die Jahre habe ich einige Gebiete gesammelt, bei denen ich weiß, dass sie bei Schneefall richtig gut sein können. Gleichzeitig wächst die Liste immer weiter, je mehr ich reise und je mehr Gleichgesinnte ich treffe. In Kasachstan zum Beispiel habe ich Leute kennengelernt, die seit 20 Jahren in Usbekistan oder Russland Freeriden gehen. Durch den Austausch entstehen ständig neue Ideen.
Was war bisher der außergewöhnlichste Ort, an dem du je gefahren bist?
Der Libanon gehört definitiv dazu. Ich kenne niemanden, der dort schon mal Skifahren war. Auch Kasachstan war extrem spannend. Georgien habe ich mittlerweile schon mehrmals besucht, und diesen Sommer war ich in Südamerika, in Chile und Argentinien. Es gibt einfach so viele Orte auf der Welt, die noch völlig unbekannt sind, was das Skifahren betrifft.
Mittlerweile reizen mich die klassischen Destinationen wie Kanada oder die Alpen gar nicht mehr so sehr. Stattdessen habe ich immer mehr exotische Orte im Kopf, die ich erkunden möchte.
Wie bereitest du dich auf solche abgelegenen Freeride-Spots vor?
Die Vorbereitung ist ziemlich umfangreich. Neben der Recherche verbringe ich viel Zeit damit, Logistik zu planen – wie man dorthin kommt, welche Ausrüstung man braucht und ob es überhaupt machbar ist. Natürlich ist es auch ein Risiko, weil man oft nicht weiß, was einen erwartet.
Aber genau das ist der Reiz für mich. Mein Team wundert sich manchmal, wie ich auf solche Ideen komme, aber bisher hat es immer gut funktioniert, und wir haben spannende Orte entdeckt.
Freeriden ist oft mit großen Risiken verbunden. Hattest du schon mal eine schlimme Verletzung?
Glücklicherweise hatte ich noch nie eine schwere Verletzung – nur Kleinigkeiten. Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen professionellen Freerider, die noch nie eine Saison aussetzen mussten. Dafür bin ich wirklich dankbar und hoffe, dass es so bleibt.
Natürlich ist Freeriden ein risikoreicher Sport, aber ich kenne meine Grenzen gut und nehme selten unnötige Risiken auf mich. Ich mache nur Dinge, bei denen ich mir sicher bin, dass ich sie beherrsche – es sei denn, der Schnee ist so tief, dass es egal ist, wenn man mal stürzt.
Ein Persönlichkeits-Test hat mir sogar bestätigt, dass ich im Vergleich zu anderen eher risikoarm bin. Das passt auf den ersten Blick nicht zum Freeriden, aber das zeigt, dass ich genau weiß, was ich kann, und meine Grenzen kenne.
Gab es Situationen, in denen du einen Ride abbrechen musstest, weil die Bedingungen zu gefährlich waren?
Auf jeden Fall. Das ist extrem wichtig, vor allem beim Freeriden. Ein erfahrener Rider zeichnet sich dadurch aus, dass er auch Nein sagen und umdrehen kann, wenn es nicht sicher ist. Am Ende ist die Natur der Chef, und das muss man akzeptieren. Ich hatte auch schon extrem unschöne Erfahrungen. Einmal ist mein bester Freund, der World Champion Valentin Rainer, in Neuseeland abgestürzt.
Wir waren zu zweit mitten im Nirgendwo – das war die schlimmste Erfahrung meines Lebens. Solche Momente zeigen, wie schnell ein großartiger Tag in einer Katastrophe enden kann.
Shit! Wie seid ihr aus der Situation in Neuseeland wieder herausgekommen?
Nach eineinhalb Stunden kam dann endlich ein Helikopter – aber nur durch sehr viel Glück. In Neuseeland gibt es fast nirgendwo Handynetz. Ich hatte irgendwann einen einzigen Strich Empfang und habe ewig versucht, jemanden zu erreichen. Am Ende hat es dann geklappt, aber dieses Gefühl der Hilflosigkeit bleibt hängen. Mit dem bisschen Wissen aus einem Erste-Hilfe-Kurs fühlt man sich in solchen Momenten auch nicht wirklich vorbereitet.
Gerade im Backcountry ist die Rettungskette ja oft deutlich schlechter. Was denkst du generell über Risiko?
Es gibt immer ein Restrisiko, selbst an Tagen, die vermeintlich sicher erscheinen. Das muss einem bewusst sein, und man muss diese Tatsache akzeptieren, wenn man sich in solche Situationen begibt.
In Ländern wie Kasachstan oder in der Arktis auf Spitzbergen sind die Rettungsstrukturen völlig anders. Während in Österreich der Helikopter oft innerhalb von 15 Minuten da ist, kann es dort 10 Stunden auf dem Schneemobil zur nächsten Stadt dauern – und danach nochmal viele Stunden bis ins Krankenhaus. Hilfe ist dann oft 24 Stunden oder länger entfernt.
Solche Momente bringen einen zum Nachdenken. Man fragt sich, ob das Risiko, das man eingeht, es wirklich wert ist. Aber wenn ich dann wieder einen perfekten Tag auf dem Berg erlebe, weiß ich, warum ich das mache. Skifahren gibt mir so viel, dass ich bereit bin, das Risiko zu akzeptieren – natürlich immer mit dem Versuch, es zu minimieren. Aber im Backcountry ist das Risiko nie gleich null.
Bist du selbst schon einmal in eine Lawine geraten?
Zum Glück nicht wirklich. Ich habe zwar schon einige Lawinen ausgelöst und wurde auch mal ein paar Meter mitgezogen, aber ich konnte immer rechtzeitig rausfahren. Bis jetzt hatte ich wirklich viel Glück. Aber ich kenne viele Freunde, die weniger Glück hatten. Das Risiko gehört leider zu diesem Sport, so schön er auch ist.
Apropos Lawinensicherheit: Was sind für dich die wichtigsten Essentials für einen Freeride-Trip?
Hast du einen Freeride-Lifehack, irgendetwas Ungewöhnliches, was du immer dabei hast oder machst?
Ich habe immer einen kleinen Snack dabei – einen Snickers oder so. Das ist super wichtig, falls man mal irgendwo feststeckt oder rauslaufen muss. Ein bisschen Energie kann da echt den Unterschied machen.
Ich glaube, mein “Hack” ist eher, dass ich bei Querungen immer versuche, so hoch wie möglich zu bleiben. Und ich bin extrem neugierig. Ich schaue ständig um jede Ecke, über jeden Hügel, ob da noch ein letzter Powderturn oder eine versteckte Line sein könnte. Diese Neugier hat mir schon oft geholfen, Spots zu finden, die noch keiner gefahren ist. Ich verbringe auch viel Zeit im Sessellift damit, genau zu schauen, welche Lines noch machbar sind.
Lass uns mal über deine Sponsoren sprechen. Kannst du aktuell von den YouTube-Videos und den Sponsorships leben?
Ja, tatsächlich. Im Moment läuft es sehr gut, sogar besser als zu der Zeit, als ich noch Wettkämpfe gefahren bin. Durch Social Media, Millionen Views auf Reels und YouTube, hat man einfach eine starke Werbeplattform für Sponsoren.
Wie kamen deine Kooperationen zustande?
Die meisten Sponsoren habe ich durch das Competition-Fahren gewonnen. Die Freeride World Tour war für mich der Schritt vom Amateur zum Profi. Danach hängt es von einem selbst ab, wie man weitermacht. Für mich war klar, dass ich mich aufs Filmen konzentrieren will. Ich bin ein großer Fan von langfristigen Partnerschaften. Klar, Influencer-Deals für ein oder zwei Reels sind auch nett, aber ich schätze es viel mehr, mit Marken über Jahre hinweg zusammenzuarbeiten. Das schafft eine ganz andere Beziehung und auch einen gewissen Status.
Kannst du bei deinen Sponsoren auch ein bisschen mitreden? Produkte testen oder so?
Ja, definitiv. Bei Head teste ich Prototypen für Skier und neue Bindungen, was ich super spannend finde. Athleten haben einfach eine besondere Perspektive, weil sie so viel Zeit am Berg verbringen. Bei Peak Performance schicken wir nach einer Saison oft unsere getragenen Klamotten zurück, damit die Designer sehen, wo sie noch optimieren können. Bei Alpina Sports bin ich jetzt schon meine zweite Season und wir Teamrider können die Produkte testen und Feedback geben, dass dann in neue Produkte miteinfließt.
Wie sieht deine Collab mit Alpina genau aus?
Apina ist mein Goggle und Safety-Sponsor. Sie statten mich mit den coolsten Skibrillen, Sonnenbrillen und den besten Helmen und Rückenprotektoren aus. Die Protektoren zum Biken im Sommer sind auch supergut. Beim Freeriden hat Sicherheit oberste Priorität, und es ist mir wichtig, einen vertrauenswürdigen Partner zu repräsentieren.
Cool. Was ist deine Go-To-Goggle gerade?
Aktuell fahre ich mit der neuen “TAOS Q” -Brille von Alpina – den Namen finde ich natürlich ziemlich cool! 🙂 Der ist übrigens nicht von mir, sondern von einem Skigebiet in den USA inspiriert. Taos, Key Valley, da war ich auch schon. Ich mag die Goggle, weil sie am besten auf mein Gesicht passt (ich habe einen kleinen Kopf, da sind mir andere Brillen oft zu groß). Plus sie ist ganz neu im Sortiment und ich bin immer interessiert an den neuesten Produkten und Brillen in Sachen Technologien.
Tao ist ein recht besonderer Name. Woher kommt er und was bedeutet er?
Meine Eltern haben den Namen von der Insel Koh Tao, die bekannt ist fürs Tauchen. Tao kann “Schildkröte” bedeuten, aber auch der “Weg”. Mir gefällt die Bedeutung “Weg“ jedenfalls besser als Schildkröte, haha. 🙂
Haha cool. Wie sieht ein normaler Tag bei dir aus?
Sehr unterschiedlich. Ein normaler Skitag sieht oft so aus, dass ich mit meinem Filmer und zwei, drei Kollegen unterwegs bin. Wir fahren zum Beispiel am Arlberg, laufen dort hoch und nehmen ein paar Abfahrten. Dabei geht es darum, möglichst hohe Sprünge zu machen, Backflips, 360er oder 720er. Wir pushen uns gegenseitig zu immer krasseren Sprüngen und wilderen Tricks. Das ist eigentlich der Traum vom Freeriden: mit guten Freunden draußen zu sein, das Gelände zu erkunden, nach unverspurten Lines zu suchen und einfach zu fahren, was das Zeug hält.
Allerdings bin ich immer häufiger auch alleine unterwegs, zusammen mit meinem Filmer. Denn das ist nicht für jeden möglich – viele können sich das einfach nicht leisten, mitten im Winter zu fliegen und so. Aber es ist natürlich schwieriger, sich allein zu motivieren, als wenn man in einer Gruppe fährt und sich gegenseitig anfeuert.
Wie sieht deine Trainingsroutine aus?
Das ist dieses Jahr ziemlich kompliziert, weil ich ständig unterwegs war. Im Sommer war ich fast zwei Monate lang Skifahren, und danach brauchte ich erst mal eine Pause. Normalerweise trainiere ich im Olympiazentrum in Tirol, wo ich auch während meiner Zeit in der Freeride World Tour angefangen habe. Aber da ich jetzt nicht mehr so viel in Wettkämpfen unterwegs bin, hat sich mein Fokus geändert. Stattdessen gehe ich oft ins Fitnessstudio, mache Kraft- und Rumpfübungen, um fit zu bleiben, vor allem zur Verletzungsvorbeugung.
Hast du ein Vorbild im Freeriden?
Ja, ich habe definitiv einige Vorbilder. Fabian Lentsch war ein großes Vorbild für mich, ebenso wie Henrik Windstedt, der der älteste Peak-Performance-Rider ist und schon seit 25 Jahren bei der Marke. Es ist cool, jetzt mit ihm im Team zu sein. Aber mittlerweile bewundere ich meine besten Freunde auch total, die in den letzten Jahren Weltmeister in der Freeride World Tour geworden sind – Valentin Rainer und Max Hitzig.
Ich fahre immer mit den Besten der Welt und wir haben einfach Spaß zusammen. Wir pushen uns gegenseitig. Das zeigt mir, dass wir auf einem sehr hohen Level unterwegs sind und ich immer noch mithalten kann.
Zwickt es dich manchmal, wenn du siehst, dass deine Freunde noch auf der Freeride World Tour sind und sogar gewinnen? Kommt da gelegentlich der Gedanke auf, ob du vielleicht doch hättest weitermachen sollen?
Ja, daran denke ich schon manchmal. Es war schade, dass ich genau aus der World Tour rausgeflogen bin, als sich mein Kumpel Valentin Rainer qualifiziert hat. Wir haben vorher viele Jahre zusammen trainiert.
Klar, manchmal denke ich, dass ich auch hätte gewinnen können. Aber inzwischen bin ich mit dem, was ich mache, super glücklich. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden, besonders mit den Videos. Und es ist auch schön, dass ich immer noch mit den Jungs unterwegs sein kann.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ganz ehrlich, das ist wirklich schwierig zu sagen. Ich hoffe natürlich, dass ich immer noch viel Skifahren kann. Aber ich glaube, es wird immer mehr in Richtung Mountaineering gehen. Ich mache mittlerweile immer mehr Skitouren und interessiere mich für Regionen, in denen es keine Lifte gibt – da muss man selbst hochlaufen.
Ich habe viel Zeit in Skigebieten verbracht und bin denselben Run immer wieder gefahren, aber jetzt interessiert mich mehr das Erkunden neuer Berge und Herausforderungen. Ich war auch schon auf mehreren 6.000-Meter-Gipfeln, und das reizt mich immer mehr. Ich denke, Bergsteigen und Wandern ist etwas, das man auch mit 50 Jahren noch gut machen kann.
Was bedeutet Freeriden dir?
Freeriden ist eigentlich alles für mich. Wenn ich mal nicht glücklich bin oder etwas brauche, dann ist Freeriden die schnellste Lösung. Mit Freunden rausgehen, ein paar Schwünge ziehen – und alles ist vergessen.
Es ist irgendwie meine Therapie. Im Moment zu sein, die Welt draußen zu lassen, einfach Spaß zu haben. Das gibt es für mich im Skifahren wie in keinem anderen Sport. Ich habe mal eine Arbeit über „Flow“ geschrieben, und für mich gibt es keinen besseren Moment, in dem ich mehr im Flow bin als beim Skifahren. Es ist einfach das intensivste!
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