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Special

Kitzsteinhorn

Freeski-Kosmos

Das Kitzsteinhorn oberhalb von Kaprun kennen die meisten wohl als Sommerskigebiet. Als solches ist es recht klein und flach. Das ändert sich jedoch schnell, sobald es Winter wird. Der grosse Vorteil des Kitzsteinhorns gegenüber vielen anderen Gletscherskigebieten ist seine exponierte Lage, die ihm in der Regel weitaus mehr Schnee beschert. Entsprechend kann man rund um den Gletscher oft schon ab Oktober auch abseits der eisigen Unterlage Freeriden gehen. Paradiesische Bedingungen finden aber auch Freestyler, seit Mellow Constructions mit der Betreuung des immer grösser werdenden Parks beauftragt wurde. Dass dieser immer in einem top zustand ist, beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Austrian freeski open 2010 erstmals in Kaprun ausgetragen werden.

Die Geschichte des Kitzsteinhorns steht in enger Verbindung zur Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun. Mit dem Bau für die Stauseen, die heute die ganze Region mit Strom versorgen, begann man bereits 1938 und stellte das gewaltige Bauwerk erst mit Hilfe von Kriegsgefangenen und später mit Mitteln aus dem Marshall-Plan im Jahre 1950 fertig. Heute gilt es als Symbol für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.


... und nachts, wenn keiner zuschaut, im Tal die Lawinenmauer kaputtmachen. So nicht, Herr Schiessl! - Foto: Roman Lachner

... und nachts, wenn keiner zuschaut, im Tal die Lawinenmauer kaputtmachen. So nicht, Herr Schiessl! - Foto: Roman Lachner

Tragische Berühmtheit erlangte das Kitzsteinhorn aber nicht nur durch seine riesigen Stauseen, sondern auch durch das schreckliche Bergbahn-Unglück im Jahr 2000. Damals kamen am 11. November bei einem Brand der Gletscherbahn 155 Menschen ums Leben. Ein defekter Heizlüfter hatte Feuer gefangen, das sich anschliessend schnell im Inneren des Zuges ausbreitete. Fast alle Insassen des „Gletscherdrachen“ erlagen daraufhin ihren Rauchgasvergiftungen oder Verbrennungen. Nach der Stilllegung der Gletscherbahn zeugt seither der Bau einer zweiten Umlaufgondel vom Neubeginn nach dem fatalen Unglück. Zum Gedenken erinnert ein Mahnmal neben der Talstation an die vielen Opfer und verdeutlicht den offenen und kritischen Umgang mit der Tragödie.

Schon im Herbst, wenn das Kitzsteinhorn mit seinem weissen Zuckerguss über der Europa Sportregion thront, lockt das Dach im Salzburger Land die ersten Freaks auf die breiten und meist eher flachen Hänge des Gletscherskigebiets. Aber erst mit zunehmender Schneehöhe entfaltet sich das Potenzial, die Runs werden interessanter und die Grösse des Areals scheint sich zu vervielfachen. Der Berg mutiert dann geradezu zum Freeride-Eldorado, angefangen beim Gipfelhang über den Mauerer bis hin zu Langwied. Überhaupt würde wohl ein Local auf die Frage, was denn das Beste am Kitzsteinhorn sei, einfach „All you need is Langwied“ antworten. So nennt sich nämlich der unterste Teil des Resorts, der zwar längst nicht mehr vergletschert, aber mit seinem einfachen Zugang direkt unter der Seilbahn die erste Anaufstelle an Powdertagen ist.

Das riesige Areal besteht aus vielen vertikalen Gräben, die optimal als natürliche Halfpipes genutzt werden können. Ausserdem laden unzählige Natural Hits und Cliffs zum Austoben ein. Befahrbar ist Langwied aber erst ab einer Schneehöhe von etwa einem Meter, da die vielen vereinzelten Felsbrocken ab dieser Dicke ihre „bremsende“ Wirkung aufgeben. Auch im Frühjahr kommt hier am schnellsten wieder der Boden zum Vorschein. Dies sollte aber nicht weiter stören, denn Langwied wird in erster Linie befahren, wenn’s Powder gibt, dann aber umso ausgiebiger, gieriger und leidenschaftlicher. Es finden sich unzählige Lines für jeden Geschmack, ob breit und klassisch, steil und anspruchsvoll oder kreativ und jib-mässig. Kein Wunder, dass genau hier jeden Winter der Freeride-Cross Volvo X Over Ride ausgetragen wird. Kitzsteinhorn-Neulinge haben an den „Freeride Mondays“ den ganzen Winter über wöchentlich die Chance, in geführten Touren das Gelände kennenzulernen. Guide, Skipass und Ausrüstung gibt’s an diesen Montagen für gerade einmal 29,– Euro.


Foto: Roman Lachner

Foto: Roman Lachner

Wer eher auf Freestyle steht, kommt am Kitzsteinhorn ebenso voll auf seine Kosten. Schon vor einigen Jahren, als das Wort „Snowpark“ im neudeutschen Sprachgebrauch noch nicht einmal existierte, gab es einige Obstacles für die Freestyle-Szene in Kaprun. In den letzten Jahren hat sich aus diesem schüchternen Park-Küken eines der fettesten Freestyle-Zentren in den Alpen entwickelt. Ein vierköpfiges Shaper-Team von Mellow Constructions konstruiert und pflegt die unzähligen Kicker, Rails, Boxen und Walls, die in drei einzelnen Arealen im Resort verteilt sind. Der schnellste Weg in die Parks, die theoretisch alle in einer Line zu fahren sind, führt über den Gipfel. Rauf geht’s mit der grossen Seilbahn über die höchste Seilbahnstütze der Welt (stolze 113,7 Meter) bis zum Gipfelrestaurant auf 3.029 Meter. Bekannt ist dieses vor allem für die freundliche Bedienung und den eindrucksvollen Ausblick.


Erst etwas Schwung auf dem Hardpack nehmen und dann mit einem fetten Spray aus der Bildfläche verschwinden. P. Pflugmacher

Erst etwas Schwung auf dem Hardpack nehmen und dann mit einem fetten Spray aus der Bildfläche verschwinden. P. Pflugmacher

Oben angekommen führt einen dann der erste Run gleich mal über einen unpräparierten Steilhang, der mit seinen eisigen Buckeln die Betriebstemperatur direkt nach oben jagt. Wer sich den unentspannten Ritt nicht antun will, kann auch mit dem Schrägaufzug bis zum 200 Meter langen Glacier Park auf 3.000 Meter Seehöhe runterfahren. Im Sommer ist der oberste Teil des Park-Trios Treff- und Anziehungspunkt für viele Rider aus der Gegend, die auch bei Temperaturen um die 30 °C im Tal und 15 °C am Berg die Bretter nicht von den Füssen abschnallen wollen. Mit rund 30 Obstacles, also 13 Hits und 17 Rails (um genau zu sein), steht für jede Könnensstufe etwas bereit. Zusätzlich gibt es noch eine separate Kitzlift Rail Line. Grund genug, dass der Roxy Chicken Jam schon zweimal die weltbesten Snowboard-Girls hat auftanzen lassen. Einziges Manko für die Bequemeren unter uns: Die Laps dreht man hier mit einem Tellerlift, weil am Gletscher wegen des sich bewegenden Eises keine Sesselliftstützen verankert werden können. Aber wer braucht schon einen Sessellift, wenn’s einen fetten Park und ausserdem eine alte Gondel mit Musik und Liegestühlen zum Chillen gibt?

Hat man vom Gletscherflair mit seinen eisigen Temperaturen und vor allem seiner krassen Sonneneinstrahlung (Anfängerfehler bitte nicht begehen und zu cool zum Gesichteincremen sein!) genug, geht’s weiter über die breiten Pisten zur Easy Line und dem DC Central Park. Aus den beiden Parks, die in den Anfangstagen noch mit 200 bzw. 600 Metern Länge das Mass aller Dinge waren, ist inzwischen eine Freestyle-Zone von 30.000 Quadratmetern geworden. Die Easy Line wartet mit einigen Boxen und kleineren Kickern auf. Nach den 18 Obstacles geht es dann im Central Park richtig zur Sache: Mit beinahe 30 Features ist der unterste der drei Parks gleichzeitig auch der grösste und anspruchsvollste. Vom Picknicktable über die Mega-A-Frame-Butterbox bis hin zur fetten Wall und zu diversen Kickern steht hier alles, was Freeystyler von einem perfekten Park erwarten. Neuestes Baby ist die Halfpipe neben der Easy Line, die in den nächsten Jahren schrittweise optimiert werden wird.


Fast schon etwas kitschig, wie Matthias Mayr über den Wolken - Foto: Roman Lachner

Fast schon etwas kitschig, wie Matthias Mayr über den Wolken - Foto: Roman Lachner

Beide Parks sind von Mitte Dezember präpariert, sobald der Betrieb im Gletscherpark eingestellt wird. Normalerweise werden dann die Obstacles bis Ende April täglich manikürt. Hier ist ausserdem für die nötige Entspannung gesorgt. Einerseits durch einen Zweier- und einen Sechser-Sessellift, die einen mit viel Komfort wieder nach oben bringen, andererseits durch das Volvo XC Ice Camp mit feinem Sound, stylishen Iglus, Bars und Liegestühlen, was perfekt in die Funpark-Landschaft passt. Als zusätzliche Spielerei gibt es noch einen Easy Cross Parcours und neben dem Gletscherpark ein paar Waves. Mit eigener Website und lokalen sowie internationalen Events hat man hier ein absolutes Zentrum für die junge Freestyle-Szene geschaffen. Aus diesem Grund werden die Austrian Open 2010 auch erstmals am Kitzsteinhorn ausgetragen.


Tobi Hammer hat die Aufgabe richtig gelöst. Nicht Rohre verlegen, sondern 270grad On - Foto: Roman Lachner

Tobi Hammer hat die Aufgabe richtig gelöst. Nicht Rohre verlegen, sondern 270grad On - Foto: Roman Lachner

Neben den Freeridern und Park-Junkies zieht das Kitzsteinhorn vor allem im Herbst und Frühjahr viele gute klassische Skifahrer/-innen an. Auch Racing Teams trainieren dort und Skilehrerausbildungen finden statt. Durch den Verbund mit den Skigebieten Kaprun Maiskogel und Zell am See Schmittenhöhe, der sich Europa Sportregion nennt, bieten sich auch ausserhalb des Gletschers viele Möglichkeiten. Gerade bei Schneefall oder starkem Wind lohnen Ausflüge in die niedrigeren Resorts. Zusätzlich ist das Kitzsteinhorn noch in die Kitzbühler Alpen Allstar Card und die Salzburg Super Ski Card integriert.

Natürlich kommen auch die Partyszene und das Nachtleben rund um das Kitzsteinhorn nicht zu kurz. Anlaufstelle Number one ist das „Paletti“. Die gemütliche Bar mit seinem Pizzaofen ist ein absolutes Muss für das wohlverdiente Bier nach einem Tag am Berg. Und wer richtig feiern will, sollte auf keinen Fall die legendären Partys auf der Burg Kaprun verpassen. Wer auf der Suche nach guten Shops ist, weil er sich mit dem neuesten Stuff eindecken will oder seinen Ski geschrottet hat, sollte am besten zum stylishen „Intersport Bründl“ in Kaprun gehen. Shoppen lässt es sich ausserdem gut beim „El Grito“ in Zell am See.

Und der Gesamteindruck? Abgesehen von den wenigen Revisionswochen im Sommer ist das Kitzsteinhorn zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Neben klassischem Skitourismus und einer lebendigen Freestyle-Community hat der Berg vor allem hochalpinen Charakter, was das Gebiet anspruchsvoll und beeindruckend zugleich macht.

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