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Special

Spotreport Hintertux

365 days of joy

Es gibt wohl keinen Skifahrer, der den zillertaler Gletscher nicht kennt, und dennoch haben die meisten von euch das Skigebiet ausschliesslich aus ihrer gewohnten Perspektive kennengelernt. Es gibt wohl keinen besseren als Freeski-Pro und Zillertal-Local Roman Rohrmoser, der euch sowohl die Freestyle- als auch Freeride-Möglichkeiten des Resorts vorstellen kann.

Dabei zählt der Gletscher im hinteren Zillertal zu einer aussterbenden Spezies, denn er gehört zu den wenigen Skigebieten, die 365 Tage im Jahr geöffnet haben. Zwar hat auch am Tiroler Dach die Klimaerwärmung ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen, doch glücklicherweise ist der Eispanzer immer noch mächtig genug, um den Skibetrieb das ganze Jahr aufrechtzuerhalten. Wie viele andere Skigebiete wurde auch Hintertux in den 60er-Jahren mit Liften erschlossen. In den letzten zehn Jahren haben die Betreiber immer wieder investiert und die Lifte durch modernste Gondelbahnen erneuert. So garantieren die Gletscherbusse I bis III geringste Wartezeiten und transportieren die Wintersportler in Rekordzeiten auf den höchsten Punkt des Resorts, die Gefrorene Wand auf 3.250 Metern Höhe. Schneller geht es nur noch mit dem Heli. Anders als bei „normalen“ Resorts ist die Hauptsaison in Hintertux sicherlich der Herbst und das Frühjahr. Zu diesen Jahreszeiten findet man die besten Bedingungen, egal ob Freeride oder Freestyle. Im Oktober überschwemmt zusätzlich noch eine weitere Gattung den Berg. In ganzen Horden verzieren dann lustige Zeitgenossen in Rennanzügen die Hänge mit roten und blauen Fähnchen. Vom japanischen bis zum polnischen Nationalteam findet man beinahe jede Nation, die im alpinen Rennzirkus mitmischen will. Soll aber egal sein, denn uns interessieren ja hauptsächlich Backcountry und Park.


Dabei hat der Better Park schon länger internationale Bekanntheit erlangt, denn die fein geshapten Obstacles locken jeden Herbst die absolute Freestyle-Elite sogar aus Übersee zur Saisonvorbereitung auf den Gletscher. Nicht nur für die Pros ist der Park direkt unter dem Olperer ein fixer Treffpunkt, sondern auch für die hiesige Szene. Mit seiner exponierten Lage direkt auf dem Gletscherplateau und dem Zillertaler Hauptkamm im Background sind euch Money Shots sicher. Eine fette Zweier-Kicker-Line mit jeweils zwei Takeoffs, eine kleinere Kicker-Line, zehn verschiedene Rails, eine monströse Hip und eine Superpipe laden zu viel versprechenden Flugstunden in Tirol ein. Aber auch die Metall-Fetischisten kommen auf ihre Kosten, denn es gibt ausreichend Möglichkeiten, sich die Kanten etwas abzuhobeln. Nun noch ein, zwei nützliche Tipps für Hintertux-Park-Rookies: Da der Olperer vom Herbst bis in den Frühjahr schon ab Mittag einen riesigen Schatten auf die Obstacles wirft, lohnt es sich, neben der stark verspiegelten Goggles noch eine Alternative für diffuse Lichtverhältnisse einzupacken. Und dass es auf 3.000 Metern Höhe schnell mal extrem kalt werden kann, brauche ich wohl nicht noch extra zu erwähnen. XXL-Hoodies sind zwar fein, aber eine gefütterte Jacke sollte zur Sicherheit mit im Rucksack sein. Trust me, park rats!

Neben dem Park gibt es jedoch auch noch ein massives Freeride-Gebiet. Vorneweg lasst euch eines gesagt sein: Der Hintertuxer Gletscher ist, wie der Name schon sagt, eben ein Glestcher und kein „easy“ Skigebiet. Gletscherspalten, Eisbrocken, Lawinen und eingeschneite Steine gehören zu den ständigen Gefahren, mit denen in diesem Gelände immer zu rechnen ist, wenn ihr die gesicherten Pfade verlasst. Ortskenntnis, fahrerisches Können und sicheres Gefahrenmanagement sind hier ein absolutes Muss! Und dass sich bei schlechten Sichtverhältnissen keiner von euch ins Gelände traut, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Ist es aber leider nicht, denn gerade im Herbst, wenn die Schneedecke noch nicht dick genug ist und somit die Brücken zwischen den Spalten noch nicht tragen, fallen jede Saison Wintersportler in Spalten. So, jetzt aber genug auf dem Gewissen herumgeritten. Kommen wir lieber zu den Freeride-Möglichkeiten, die sich in Hintertux für jede Könnensstufe anbieten.


Wer die Augen offen hält, findet schnell das passende Terrain. Die ersten leichteren Runs warten auf euch im Bereich des Gletscherbusses II. Aus der Gondel lassen sich im kupierten Gelände zahlreiche Lines, kleinere Rinnen, Cliffs und unzählige Natural Hits abchecken. Da dieses Areal komplett unterhalb des Gletschers liegt, muss man sich bei seinen ersten Ausflügen schon mal keine Gedanken über Spalten machen und kann sich entspannt die ersten Turns des Tages reinziehen. Etwas problematischer in Bezug auf Spalten wird es eine Etage höher, nämlich unter dem Gletscherbus III. Wer schon einmal die Gelegenheit hatte, im Sommer den nackten Gletscher zu betrachten, der weiss, wovon ich rede: Die komplette Flanke ist von klaffenden Rissen durchzogen. Also vor dem Run auf jeden Fall den Local eures Vertrauens fragen, um wirklich kein Risiko einzugehen. Zu Beginn etwas steiler, zweigt die breite Rinne später rechts ab und zieht sich bei genügend Schnee immer flacher werdend bis hinunter zur Sommerbergalm. Und wenn es bis hier gut läuft, stehen die Chancen meistens nicht schlecht, dass man gleich bis ganz hinunter ins Tal fahren kann. In dem riesigen Kessel finden sich unzählige Lines, so dass man eigentlich immer ein unverspurtes Fleckchen findet, um sich auszutoben.

So, jetzt aber zu den Hardcore-Freaks. Wer vom Tuxer Fernerhaus in Richtung Bergstation des Gletscherbusses III blickt, dem sticht eine superedle Rinne ins Auge, die sich links vom Lift befindet und steil nach unten zieht. Dieser Run ist aber nur wirklichen Könnern zu empfehlen, denn der Einstieg über die exponierten Felsen ist ausnahmslos sehr trittsicheren Zeitgenossen zu empfehlen. Ein Sturz kann hier wirklich ganz übel ausgehen. Hinzu kommt, dass die Rinne nur selten befahrbar ist. Dies liegt zum einen an den Schneeverhältnissen, die für diesen Run auf Grund seiner Länge und Steilheit perfekt sein müssen. Zum anderen muss man sich vergewissern, ob die Engstelle in der Mitte der Rinne überhaupt befahrbar ist.

Ähnlich anspruchsvoll sind die Runs am Kaserer II. Die erste Hürde ist auch bei dieser Variante der Weg zum Start, denn der Aufstieg von der Bergstation des Schlepplifts hinauf zum Gipfelkreuz des Kleinen Kaserers führt über einen steilen und ausgesetzten Grat. Dieser humorlose Hike ist nichts für Hobby-Freerider. Oben angelangt gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste führt euch über eine sehr schmale, dafür umso steilere Rinne mit einem Cliff Drop am Ende direkt zurück ins Skigebiet. Durch die Kombination aus Südost-Exposition und der extrem steilen Hanglage inklusive einer Engstelle ist auch diese Rinne nur selten im Jahr befahrbar. Das ist bestimmt auch besser so, denn dieser Run ist ebenfalls nur für absolute Profis gedacht. Deutlich entspannter führt die zweite Variante zuerst noch den Grat weiter nach vorne, bevor dieser steil nach links unten abfällt. Von hier aus führen mehrere Shoots in einen grossen Kessel, der einen automatisch bis hinunter zur Mittelstation lenkt. Oben beginnen die Runs etwas steiler, laufen aber alle schön chillig unten aus.


End of the Day. Wenn der Off-Piste Run aus Schneemangel nicht funktioniert, schmollt der ambitionierte Freeskier gerne in der Gondel auf dem Weg nach unten. Falsch, denn die Talabfahrt „Schwarze Pfanne“ ist gerade im Frühjahr ein absolutes Schmankerl. Okay, normalerweise bewegen wir uns ja nicht auf geebneten Pfaden, aber diese Alternative macht echt Laune. Ausserdem hat man sich nach den zwölf Kilometern ein Bier in der „Tenne“ doppelt verdient. Bevor man sich aber den „Mega-Hits“ von Helmut aus Mallorca hingibt und dabei in der „Tenne“ versackt, sollte man noch im legendären „McTux“ für die notwendige Grundlage sorgen.

But don’t drink and drive! Auch wenn unser Tal gerne als Chiller Valley bezeichnet wird, verstehen auch hier die Cops bei Alk keinen Spass. Also lieber etwas schneller trinken und den letzten Shuttle-Bus aus dem Tal raus nehmen oder einer von euch hat die A-Karte gezogen und muss den Rest der Crew fahren. Weiter geht es dann im „Scotland Yard Pub“ in Mayrhofen. Hier trifft man die Locals wie Mike Hauser, Roy Kittler, Matthias Egger oder mich. Wer nachts den Kontakt zur Szene verpasst hat, sollte einfach vor oder nach dem Riden im „Greenroom“ in Mayrhofen vorbeischauen. Hier bekommt ihr den kompletten Freeski-Stuff und könnt mit den Pros gemütlich abhängen.

Hoffe, ich konnte euch den Hintertuxer Gletscher schmackhaft machen und treffe euch demnächst im Park oder im Freeride-Terrain!

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