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credit: Johan Wildhagen

Safety Gear & Goggles

Augen auf beim Helmkauf – Infos und Technologie

Helm ist nicht gleich Helm! Wir haben mit Ståle Møller von Sweet Protection über die Helmsicherheit und die Technik, die dahinter steckt gesprochen.

Der Kauf von Skihelmen kann sich als schwierig herausstellen, denn ein Skihelm ist nicht gleich ein Skihelm. Es gibt viele Unterschiede und Aspekte, die beim Helmkauf beachtet werden müssen. Ein Skihelm wird im Ernstfall euer Leben retten, daher ist es sinnvoll, diesen Kauf nicht auf die leichte Schulter zu nehmen! Obwohl alle Helme, die in der EU verkauft werden eine Norm besitzen, können qualitative Unterschiede auftreten. Wir haben uns mit Ståle Møller, dem Head of Design bei Sweet Protection unterhalten. Der Norweger konstruiert seit mehr als 15 Jahren Helme und hat mit dem Rooster Discesa RS 2015 den ISPO Award für den besten Skihelm gewonnen.

Grundsätzlich ist das A und O beim Helmkauf, sich optimal in einem Sportgeschäft beraten zu lassen. Die Verkäufer sind geschult und können beurteilen, ob ein Helm passt. Daher ist es nicht zu empfehlen, diesen Kauf im Internet zu tätigen.
Ein Helm passt optimal, wenn zwischen dem Kopf und dem Helm keine Lücken entstehen. Das fühlt man! Der Helm sollte so eng wie möglich den Kopf umgeben und auch ohne den allseits beliebten Verstell- bzw. Anpassungsmechanismus am Hinterkopf bereits gut sitzen.

Wie bereits erwähnt, sind die Normen ein erster Hinweis auf die Qualität des Helmes und müssen erfüllt werden, um überhaupt verkauft werden zu dürfen. In den EU Ländern ist das der EN 1077 Standard, der als Mindestanforderung für die Funktionstüchtigkeit eines Helmes gilt. In Nordamerika muss der ASTM 2040 Standard eingehalten werden. Sweet Protection erfüllt beispielsweise mit all ihren Helmen beide Normen (EU und Nordamerika), was insofern bemerkenswert ist, dass beide Prüfverfahren unterschiedliche Messkriterien ansetzen.

Auch die Materialien, bzw. die Konstruktionen und die Technik, aus denen Helme aufgebaut sind, unterscheiden sich grundsätzlich. Am häufigsten verbreitet sind die In-Mold- und die Hardshell- Konstruktion. Wie so oft, haben beide Konstruktionen Vor- und Nachteile. Die In-Mold-Konstruktionen sind beispielsweise sehr leicht, dafür nicht so robust, wie die Hardshell-Konstruktionen, weshalb sich Sweet Protection überwiegend auf die Verwendung der Hardshell-Konstruktion festgelegt hat. Das Ziel der norwegischen Brand ist es, eine perfekte Kombination aus Passform, geringem Volumen, Gewicht und einem optimalen Schutz zu bieten. Daher sind Ståle und sein Team stets bemüht in diesem Bereich intensiv zu forschen und die Helme weiter zu entwickeln. Zusätzlich kann bei der Hardshell-Konstruktionen die Schicht (Liner) unter der Oberfläche (Shell) separat gefertigt und so besser an die Anatomie des menschlichen Schädels angepasst sowie überflüssiges Volumen eingespart werden.

Geometrie des Kopfes, Grafik von Sweet Protection
Geometrie des Kopfes, Grafik von Sweet Protection

Tech

Aufbau und Passform

Für Ståle stellen sich die Schwierigkeiten der Entwicklung vor allem bei der Kreation eines Liners/Layers (Schicht unter der Shell). Der muss nicht nur optimal in die Shell passen, sondern vor allem auch auf den Kopf, da die Passform mit das wichtigste Kriterium beim Helm(kauf) ist. Deshalb wird für die Erstellung eines Liners für Sweet Helme die exakte Geometrie des Kopfes beachtet. Der ist keine runde Kugel, sondern ein komplex aufgebautes Oval mit unterschiedlichen Zonen. Ein Liner von Sweet besteht daher nicht aus einem Teil sondern wird aus mehreren Bausteinen unterschiedlicher Dichte zusammengesetzt, so dass sie einen exakten Deckel zum Kopf bilden.
Diese Bausteine (Impact Shields) werden an speziellen Stellen im Liner verbaut, so dass sie auch besonders gefährdete Schädelpartien optimal schützen. Generell sind diese Impact Shields bei starken Rundungen am Kopf, wie zum Beispiel der Stirn eher härter. Kommt man in flachere Regionen des Kopfes (z.B. Seitenkopf) wird der Liner eher weicher.
Die Shell (Außenschicht) soll vor allem die Aufprallenergie auf eine möglichst große Fläche verteilen und den Durchschlag von spitzen Gegenständen (z.B. Felsen) verhindern. Sie ist nach dem gleichen Prinzip wie der Liner aufgebaut (d.h. er ist an runden Stellen des Kopfes robuster als an flachen), aber insgesamt weniger flexibel. Zudem werden durch die glatte Oberfläche des Shells die Rotationskräfte bei Stürzen reduziert.

Sturz

Bei einem Sturz entstehen zuerst Rotationskräfte, die dann rasch in einen Impact übergehen. Das heißt, ein Helm muss zuerst die Rotationskräfte minimieren und dann auch noch vor dem Aufprall schützen. Immer mehr Firmen verwenden für die Minimierung der Rotationskräfte neben der glatten Shell (Reibungsminimierung) auch das sogenannte MIPS-System. Dies ist eine frei gelagerte Schicht unter dem Layer, die durch ihre Beweglichkeit bis zu 50 Prozent der auftretenden Rotationskräfte auffangen soll. Sweet hat für jedes Modell in der Produktpalette mindestens eine Version mit MIPS-Einsatz. Für die Verteilung der Aufprallenergie ist dann der ganze Liner (inklusive Impact Shields), und die Shell zuständig.

Optimierungen

Sweet Protection arbeitet kontinuierlich an weiteren Erkenntnissen rund um das Thema Helmsicherheit und baut heute schon Shells, aus Carbonfasern, die den Helm leichter und gleichzeitig robuster machen. Dabei werden vorimprägnierte Carbonfasern in unterschiedlichen Richtungen und Stärken angeordnet, um – wiederum abgestimmt auf die Anatomie des menschlichen Schädels – wie beim klassischen Shell robuste und elastischere Regionen zu erzeugen. Das Prinzip des Aufbaus bleibt dabei jedoch gleich, das heißt, der Helm wird nur noch durch besseres Material optimiert.

Aufbau eines Sweet Protection Helmes, Grafik von Sweet Protection
Aufbau eines Sweet Protection Helmes, Grafik von Sweet Protection

Fazit

Auch wenn auf den ersten Blick nicht viele Unterschiede zwischen den Helmen (verschiedener Brands) zu sehen sind, sind sie doch vorhanden. Der Unterschied steckt meist im Detail und in der Technik. Daher sollte jeder Skifahrer überdenken, ob es nicht ratsam ist, beim Helmkauf sich verstärkt mit den technischen Features zu beschäftigen und gegebenenfalls auch mehr in die Technik zu investieren. Euer Kopf wird es euch danken!

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