Mit Hilfe von Facebook ist es ganz einfach in das Leben anderer zu schauen, weil wir es doch alle auch wollen. Man will sich von seiner besten, sportlichsten und coolsten Seite präsentieren. Nerviges und Peinliches, das auch Bestandteil von jedem Leben ist, kann man ganz einfach durch „nicht-posten“ aus seiner Vita ausblenden. So wird jeder zu einem sportlichen, lebens- und reiselustigen Lebemann.
Genauso ist es bei uns Skifahrern: Jeder belagert uns mit „another best day Fotos“ und Videos, bei denen alles perfekt hinhaut. Dabei sind gerade diese beiden Medien die unrealistischten überhaupt, denn keiner weiß, ob der coole Trick im Bild auch fix gestanden ist oder wie viele Versuche hinter dem abartigen Railshot wirklich stecken (beim ersten Mal haut’s meisten nie hin). Ich weiß von was ich spreche, denn ich bin selber in dem Business. Nicht umsonst können wir im Herbst aus einer ganzen Filmsaison nur verhältnismäßig lächerliche knapp 30 Minuten Movie präsentieren. Aber Filme und Bilder sind für mich auch Werkzeuge die Unterhalten sollen und nicht unbedingt immer die Realität wiederspiegeln sollen. Schaut einfach mal in Hochglanzmagazine oder zieht euch nen Hollywoodstreifen vor diesem Hintergund rein. Also dürfen auch wir Skifahrer die Realität in dieser Weise etwas verzerren, finde jedenfalls ich…
Worauf ich aber hinaus will ist, dass ich in den letzten Jahren verstärkt festgestellt habe, dass der Skifahrer ein zweites Standbein gefunden hat sich cool zu fühlen. Dazu eignen sich nicht nur die weiß-verschneiten Winterberge sondern auch die grün-grauen Sommerberge. Für den Skifahrer sind die Berge auch im Sommer wieder attraktiv geworden – und das nicht nur als grau-braun-weiße Gletscherskigebiete.
Die jungen Leute gehen wieder gern in die Berge, das hat sich in den letzten zehn Jahren geändert. Das kann ich beurteilen, da ich in meiner Jugend noch sämtliche Gipfelkreuze und Alpenvereinshütten mit der alten Garde geteilt habe. Heute ist Facebook übersät mit Kletter-, Mountainbike- und Wanderfotos. Besonders Wandern ist wieder in, auch bei uns vermeintlich coolen Skifahrern und das finde ich eine erstaunlich gute Entwicklung. Nix mit „unsere ungesunden, faulen Jugend“. Nur weil ich im Winter beim Skitourengehen keine hautenge Hochwassertourenhose mit bauchfreiem Gore-, Sympa- oder „weiß-der-Teufel-was“ -Tex Jacke trage oder im Sommer mit bunter Boardshorts das Einheitsgrau-schwarz der anderen Wanderer unterbreche, bin ich noch lange kein rauchender, saufender Saufratz, der die Berge nur darum schätzt, weil man Skilifte und Pisten auf sich bauen kann.
Unsere Berge sind cool, ob im Sommer oder Winter bieten sie Jung und Alt unzählige Möglichkeiten sich glücklich zu fühlen – und das ist viel wichtiger als das „Coolsein“ im Internet. Trotzdem verfolge ich die Wege der anderen die Berge zu nutzen auch online gern und mache da selbstverständlich auch brav selber mit.
… in diesem Sinne: „Berg heil“, hoffentlich hast den Gipfelschnaps nicht vergessen!
Share