Share

Special

Japan

Powder-Ninjas

Angefangen hatte alles im Dezember, als uns die neueste Webisode der „Nimbus“- Crew aus dem Reich des Lächelns und andere Produktionen wieder einmal die unglaublichen Schneeverhältnisse in Japan vorhielten. Es war an der Zeit, sich selbst vor Ort ein Bild vom Champaign Powder zu machen. Schliesslich traf sich ein paar Wochen später eine Crew bestehend aus Roman Lachner, Clemens Thielmann, Teddy Berr und mir am Flughafen München.

Völlig übermüdet schlichen wir uns zusammen mit unseren Skibags und dem restlichen Gepäck in das Taxi, das uns um fünf Uhr morgens zum Flughafen kutschieren soll. Froh, dass wir mit unseren letzten 100 Bucks den Fahrer überreden konnten, uns bis zum Flughafen zu fahren, sitzen wir eingekeilt zwischen unseren Taschen. Ob es an unserem Kater liegt, wieso unsere Skier beinahe bis zur Hälfte aus dem Seitenfenster ragen interessiert uns nicht allzu lange, denn kaum eingestiegen, kommt auch schon das Sandmännchen vorbei. Und ich lasse die vergangenen Tage noch mal Revue passieren.


Wahrscheinlich Hokkaidos beliebteste Pillow-Line. Zu Recht, findet Dennis

Wahrscheinlich Hokkaidos beliebteste Pillow-Line. Zu Recht, findet Dennis

Alles fing damit an, dass Teddy und ich im Dezember beschlossen, einen kleinen Trip nach Japan zu unternehmen. Wir hatten jetzt genug Videomaterial und Bilder gesehen und wollten uns endlich selbst davon überzeugen wie er so ist, der Champaign Powder. Ein paar Wochen später fand sich die Crew bestehend aus Roman Lachner, Clemens Thielmann, Teddy Berr und mir am Flughafen München zusammen. Natürlich hielt sich die Begeisterung zu Beginn unseres Trips wegen des bevorstehenden 17-stündigen Fluges in Grenzen und ekstatische Freudengefühle mussten erst mal warten. Nach einem sechsstündigen Zwischenstopp in Tokio, flogen wir weiter nach Saporro.Vorerst bekamen wir jedoch nichts vom Charme der flippigen Metropole zu Gesicht, da der Bus, der uns zusammen mit einer ganzen Horde Powder-hungriger Amis und Australiern nach Niseko shuttlen sollte, bereits am Ausgang des Terminals wartete. Kaum eingestiegen bedankte ich mich schön artig bei meinem Jetlag für drei Stunden komatösen Schlaf und wurde erst wieder im tief verschneiten Niseko aus meinen Träumen gerissen.

Einquartiert hatten wir uns in der „Black Diamond Lodge“ (www.bdlodge.com). Wer das Japan-Segement aus „Reasons“ kennt, weiss Bescheid, denn während des Drehs schwärmten damals JP Auclair und Chris Benchetler von der chilligen Unterkunft. Bei den Zimmern konnten wir zwischen amerikanischem und japanischen Stil wählen. Roman und ich entschieden uns natürlich für die landestypische Variante. Fuck! Denn während auf uns ziemlich harte Futon-Matten warteten, durften es sich Teddy und Clemens auf luxuriösen King-Size-Betten bequem machen. Inhaber der Loge ist Clayton, der sich in den vergangenen Jahren sein eigenes, kleines Reich aufgebaut hat und inzwischen immer öfter Besuch von Filmcrews bekommt. Seit inzwischen 15 Jahren lebt der gebürtige Kanadier nun schon auf Hokkaido und kennt die Insel somit wie seine Westentasche. Mit ihm als Guide hatten wir den Hauptgewinn gezogen, denn er versprach uns die besten Spots zu zeigen.


Grossmeister Teddy Berr bei seinen Tai-Chi-Übungen im nahe gelegenen Tempel

Grossmeister Teddy Berr bei seinen Tai-Chi-Übungen im nahe gelegenen Tempel

Der erste Morgen begann für mich dank fiesen Jetlags bereits um 5.30 Uhr morgens. Schnell mal aus dem Fenster geschaut – viel Schnee, wenig Sicht. Wer hätte das gedacht. Jeder packte seinen Stuff zusammen – Helmcam, Videocam, Foto – alles dabei! Nach dem Frühstück ging’s los, und alle waren gestoked und voller Vorfreude – endlich den berühmten Champaign Powder zu shredden.


Einmal Hokkaido Classic-Mix, bitte! Pillows, diffuses Licht, Fresh Powder und Japan-Grab. Danke schön!

Einmal Hokkaido Classic-Mix, bitte! Pillows, diffuses Licht, Fresh Powder und Japan-Grab. Danke schön!

Das Resort Niseko gliedert sich in drei einzelne Gebiete, die wiederum alle durch Lifte und Gondeln miteinander verbunden sind. Und bereits bei den ersten Runs wurde der Unterschied zum europäischen Powder deutlich. Irgendwie leichter, staubiger, unbeschwerter als sonst.

Da die Japaner ihren „heiligen Wald“ aber mit Absperrungen verbarrikadieren und beschützen, mussten wir uns mit dem zufriedengeben, was das Terrain in unmittelbarer Nähe zur Piste hergab. Uns war klar, dass wir dort keine steilen Alpen- Faces oder extreme Cliffdrops finden würden, dafür gab es umso mehr Bäume, Treejibs, kleine Hips und Pillows, die sich unseren Lines perfekt anpassten oder wir mit unseren Schaufeln zu netten Obstacles formten. In den folgenden Tagen streiften wir also durch Niseko und clearten einige coole Spots, die man bereits aus diversen Videos kennt. Wir hatten jedenfalls eine Menge Spass, und so entstanden die ersten Shots wie von selbst. Dennoch waren wir noch nicht gänzlich befriedigt und wussten, dass unsere grossen Tage erst noch kommen würden.


In Japan einen Mute Grab ziehen, wäre wie Sushi mit Ketchup. Dennis hält sich mit einem Sideflip Japan an die Abmachu

In Japan einen Mute Grab ziehen, wäre wie Sushi mit Ketchup. Dennis hält sich mit einem Sideflip Japan an die Abmachu

Strahlender Sonnenschein ist in Japan übrigens eine Seltenheit. Und wenn es nicht gerade massiv schneit, weht es so stark, dass die Lifte geschlossen sind. Glücklicherweise konnten wir auch die Downdays produktiv nutzen. Ayami, die Freundin von Clayton, fuhr uns mit dem Bus durch die Gegend und zeigte uns viele coole Spots. Ein Highlight war sicherlich der Brückendrop, der sich zufälligerweise farblich an mein Outfit anschmiegte. Nur ein paar Hundert Meter entfernt davon fanden wir einen kleinen Tempel, japanischer ging es kaum. Jedoch machte uns der Speed für den anstehenden Fastplant Probleme. Irgendwie schaffte es Teddy trotzdem, mit Seilen angezogen über eine Leiter im Inrun genügend Speed für einen coolen Shot zu bekommen. Zurück in der Lodge entschlossen sich Teddy und Clemens, ein absolutes Muss in Japan anzugehen und beim Nightskiing ein paar Turns in den Powder zu ziehen. Ab 19 Uhr werden nämlich in der unteren Sektion des Resorts die Flutlichter angeschmissen und die Pisten teilweise auch mit bunten Farben beleuchtet. Derart hell bestrahlt waren auch die Passagen zwischen den Pisten hell genug, um dort im Halbdunkel durch den frischen Powder zu cruisen. Prädikat: äusserst abgefahren und super spassig.

Das nächste grosse Thema, das uns bereits Wochen vor der Abreise nach Japan beschäftige, hiess „Onsen“. Was zur Hölle ist ein Onsen, und wie spricht man es eigentlich aus? Onsen – mit der Betonung auf „e“ sind eigentlich heisse Quellen, die aus den Tiefen der Erde entspringen. Einige kennen sie sicher auch aus Island. Im Endeffekt ein mit Rauch bzw. Schwefeldampf bedeckter Swimmingpool, indem normalerweise nur nackt entspannt wird.


Mit Bombdrops in Japan anzugeben ist vielleicht nicht die beste Idee.

Mit Bombdrops in Japan anzugeben ist vielleicht nicht die beste Idee.

Es kommt auch vor, dass sich ein paar Affen ins Onsen verlaufen und mit schneebedecktem Kopf sich aufwärmen. Leider fanden die Japaner schnell heraus, dass Touristen scheinbar ziemlich auf diese Quellen abfahren. Demnach sassen wir nicht mit Affen oder hübschen Frauen in einer natürlich endstprungenen Quelle, sondern einem künstlich angelegenen Becken, dass voll mit nackten Japanern – nicht mal Japanerinnen – war. Unsere Erwartungen wurden leider nicht ganz getroffen, genossen das heisse Bad aber trotzdem, wenn auch nur für ein paar Minuten.

Wieder zurück in der Lodge informierte uns Clayton, er habe etwas geplant und wolle uns morgen unbedingt etwas zeigen. Wir waren gespannt und fuhren am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein los. Wohin wussten wir nicht. Nach knapp 40 Minuten Fahrt parkte Clayton am Strassenrand und schickte uns mit einem: „Get out boys – we’re here!“ aus dem Van. Was wollen wir hier?

Weit und breit kein Lift. Doch nach einem 20-minütigen Hike wussten wir mehr. Eine riesige Pillowline, bekannt auch aus „Reasons“, bestehend aus drei mächtigen Pillows, sowie ein paar Cliffs, Wechten und kleinen Jumps. Romans und Clemens’ Kameras liefen auf Hochtouren. Teddy und ich hikten immer wieder die Böschung hinauf, weil es so viele Möglichkeiten gab. Selbst Clayton liess es sich nicht nehmen einen riesigen Backside Air über einen mächtigen Pillow zu ziehen. Das war bis dato der beste Spot in Japan und dank Clayton hatten wir einen riesigen Smile am Ende des Tages im Gesicht.

Ein paar Tage später beschlossen Teddy und Clemens für die letzten drei Tage unserer Reise nach Tokio zu fliegen, um den bisher vernachlässigten kulturellen Aspekt etwas aufzufrischen – und sicher auch um mehr vom japanischen Partyleben zu erfahren. Das soll er euch aber mal selbst erzählen! Jetzt waren wir also noch zu zweit. Eine Gruppe junger dänischer Freeskier zog am selben Tag in der Lodge ein und schloss sich uns für die nächsten Tage an. Nach einem Stop im Skiresort Teine bei Sapporo war Kurodake das nächste Ziel.


Das etwas südlicher gelegene Skigebiet, hatte auf den ersten Blick nicht viel zu bieten, ausser einer grossen Gondel und viel Nebel. Nach dem ersten Run war uns aber klar, wieso Clayton gerade hier seine zweite Lodge errichtete (www.kurodakelodge.com), es ziehen sich nämlich unzählige steile Runs von der Bergstation bis hinuter ins Tal. Zudem muss man sich keine Sorgen machen, dass sich Freeski-Horden um die besten Spots prügeln, denn wir waren vielleicht mit einer Hand voll Australiern die einzigen Gäste im Resort. Das Highlight in Kurodake war aber die beleuchtete Eisstadt im Ortskern, die ein hervorragendes Bildpotential für Roman bot. Dort entstand auch der Handplant-Shot von Nikolaj. I like!

Den letzten Tag verbrachten wir alle zusammen in Sapporo. Das „kleine Tokio“ und Anfangspunkt unserer Reise ist sicherlich sehenswert. Die Strassen voll von kleinen Menschen, riesigen bunten Reklameleuchten, abgefahrenen Stores und jede Menge Wolkenkratzern. Ich erinnere mich auch an ein hervorragendes Abendessen mit der gesamten Crew, eine Bar mit Baseball-Batting-Cages bevor wir in eine weitere Bar zogen. Ab diesem Zeitpunkt fängt mein Erinnerungsvermögen an, sich leider in japanischen Nebel aufzulösen. Es war sicher ein Erlebnis!

Irgendwas klopft gegen die Fensterscheibe am Taxi. Klar, der kleine Japaner will seinen Hauptgewinn von 100 Euro Taxifahrt einkassieren. Sayonara!

Share

Geschäftsbedingungen

Gib bitte deine Email Adresse an, damit wir dich mit News, Updates und den neuesten Angeboten versorgen können. Falls du nicht mehr interessiert bist, kannst du dich jederzeit abmelden. Wir geben deine Daten nicht an Dritte weiter und werden dir nur Nachrichten schicken, die dich auch interessieren. Versprochen!

Read our full Privacy Policy as well as Terms & Conditions.

production