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Sprechstunde: Todd Ligare – Interview mit dem Big Mountain Hero

Über Nacht vom Big Mountain Nobody zum Big Mountain Hero, so ungefähr könnte man Todd Ligares raketenhaften Aufstieg an die Speerspitze der internationalen Freeride- Elite beschreiben. Zwar war er schon immer mit den ganz Großen der Szene unterwegs, aber so richtig auf der Bildfläche tauchte Todd erst nach TGR’s „One for the Road“ auf. Was er dort im Opening-Segment abzog, ließ selbst langjährige Beobachter der Freeski- Szene vom Glauben abfallen: Wahnsinns-Lines, Cliff Hucks von einem anderen Stern – in diesem Fall beinahe wörtlich zu nehmen, wenn man sich die Höhe der Cliffies anschaut – und ein Frontflip, der sich in die Netzhaut des Zuschauers einbrannte. Wer steckt hinter diesem Wahnsinn? Eigentlich ein ganz normaler Typ, der genau weiß, was er da tut. Trotzdem ist Todd Ligare ein besonderer Charakter, der seine Lines weitab vom Einheitsbrei zieht, der da mittlerweile im Freeski-Kessel köchelt. Er ist ein Typ, der gerne mal über den Tellerrand hinausschaut und neben dem Skifahren auch andere Interessen zeigt – seien es seine Edits, die stets etwas „anders“ daherkommen, oder der Fakt, dass er sich mit seiner Band Motorcycle Death Machine durch die Bars in und um Salt Lake City jammt. Todd Ligare ist ein Unikat und davon könnte Freeskiing wieder ein paar mehr gebrauchen.

Todd Ligare – vor TGR’s vorletztem Film „One for the Road“ war dieser Name nur den wenigs­ ten ein Begriff, zumindest hier in Europa. In „One for the Road“ hattest du dann offensicht­ lich ein Banger­ Opening­ Segment, das jedem Zuschauer nur die Kinnlade auf den Boden schlagen ließ. Was hat sich seit dem Film für dich verändert?
Um die Frage zu beantworten, muss ich zuvor ein paar Dinge erklären. Für mich war die Sache eigentlich ganz einfach. Mein Hauptantrieb, Pro zu werden, hatte maßgeblich damit zu tun, meine Optionen als Skifahrer zu erweitern und die Möglichkeit zu bekommen, das zu fahren, was ich will. Die Beachtung, die ich durch „One for the Road“ bekam, hat mich sicherlich auch um eini- ges interessanter für die Industrie gemacht. Das bedeutet für mich, dass die Trips, die ich schon immer machen wollte, nicht mehr in unerreich- barer Ferne liegen, sondern sich nun alle vor mir aufgereiht haben. So haben sich meine Möglichkeiten als Rider schon mal enorm verbessert. Auch sponsorentechnisch hat sich etwas getan. DaKine hat mich gepickt, worüber ich total froh bin. Außerdem war es mir endlich möglich, mir einen neuen Truck zu kaufen, was auf jeden Fall nötig war. Einen Monat nachdem ich ihn gekauft habe, sind wir fünf Tage von Wyoming nach AK gefahren – mit vier Sleds hintendran!

Apropos: im Alaska­Seggy hattest du ja auch einen Part. Im Film bist du „überrascht“, als dir die News quasi live mitgeteilt wird. War das eine echte Überraschung für dich oder Teil des Plots? Erzähl doch mal kurz, wie das war.
Das haben mir schon einige gesagt, dass die Szene inszeniert wirkt, aber eigentlich war das ein „real deal“: Der Kameramann, der die Szene filmte, rief mich an, um mir mitzuteilen, dass er bei mir vorbeikommen würde. Er wollte mich bei mir zu Hause beim Stuff-Packen filmen, sagte er. Ich erwartete also nichts Außergewöhnliches, schließlich war ich sowieso gerade am Packen, um die Stadt zu verlassen, und eines der Hauptthemen von „One for the Road“ war ja auch das Reisen. Daher hatten wir schon einige reisebezogene Szenen abgedreht und somit im Kasten. Sobald wir in meinem Zimmer waren, muss der Filmer Todd Jones geschrieben haben, um ihn wissen zu lassen, dass ich jetzt im Zimmer wäre und die Kamera lief. Das Lustige an der Sache war, dass ein paar Leute bei TGR in das Vorhaben, mich während des Drehs auf den Trip einzuladen, schon seit mindestens einer Woche eingeweiht waren und jeder von ihnen dichthalten musste. Hinterher haben sie mir erzählt, wie hart es für sie gewesen wäre, weil ja jeder wusste, wie unglaublich gerne ich auf einen AK- Trip wollte.

Du bist also mittlerweile ein fixer Teil der TGR Crew. Hast du schon vorher mit den Guys rum­ gehangen oder warum hatte Teton ein Auge auf dich geworfen?
Nicht sie auf mich, sondern vielmehr ich auf sie. Ich wollte schon, lange bevor ich auf ihrem Radar auftauchte, mit TGR filmen gehen. Schon immer haben mir ihre Filme gefallen und TGR ist auf jeden Fall auch die Produktionsfirma mit dem größten Augenmerk auf Big Mountain. Hinzu kommt, dass einige meiner Lieblingsfahrer bei Teton waren bzw. immer noch sind. Ich hatte zudem einen Teammanager zu dem Zeitpunkt, der mit TGR zu tun hatte. Ich hab ihn geradezu bekniet, für mich einen Fuß in die Tür zu bekom- men. Ich fasste den Entschluss, dass es am besten wäre, so oft wie möglich mit meinem Teammanager shredden zu gehen. Nur so könnte er erkennen, wie es um mein Riding bestellt wäre, um mich reinen Gewissens bei den Jones Brothers [Gründer von TGR; Anm. d. Red.] zu empfehlen. Als ich endlich die Zusage für einen freien Platz beim TGR-Shooting in Jackson Hole hatte, ließ ich natürlich alles stehen und liegen und machte mich direkt auf den Weg dorthin. Ich hatte Glück, dass auch der Schnee und das Wetter mitspielten, und so konnte ich einige Early Shots einheimsen. Am Ende war ich etwa einen Monat lang in Jackson – und der Rest ist Geschichte.

Und was für eine, du haust dich ja so ziemlich überall runter! Wer kam eigentlich auf deinen passenden Nickname „Sir Stomp a Lot“? Denkst du, dass du diesen Namen zu Recht trägst?
Dustin Handley war der Erste, der mich so genannt hat. Er war einer der ersten Filmer von Teton Gravity Research, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Wir hatten so viele gute Shots im Kasten und das in so kurzer Zeit, dass er auf den Spitznamen kam. Ich glaube, dass er mir erzählte, dass er auch Ian McIntosh in seinen Anfangstagen bei TGR so nannte. Es steht außer Frage, dass saubere Lan- dungen und Big Airs mein Ding sind, und dafür will ich auch bekannt sein. Von daher kann ich mich mit dem Spitznamen schon anfreunden, egal ob ich ihn verdiene oder nicht. Das müssen andere beurteilen.

Also, wir in der Redaktion nennen dich „The Terminator“. Du huckst riesige Cliffs, ver­schwindest bei der Landung für den Bruchteil einer Sekunde im Cold Smoke und fährst die Landung aus, wie der T1000 aus dem Feuer läuft. Steckt ein Geheimnis hinter deiner Stärke?
„The Terminator“… nett, gefällt mir. Also, ich hab kein Geheimnis, allerdings denke ich schon, dass ich einen hohen Impact sicherlich verkraften kann. Generell denke ich, dass es enorm wichtig für einen Skifahrer ist, Schläge einstecken zu können, um Big Airs zu stompen und damit ein Sturz nicht gleich das Saisonende für einen bedeutet. Schwere Stürze gehören einfach auch dazu, und je bes- ser dein Körper diese verkraftet, desto mehr Zeit kannst du beim Riden im Schnee verbringen. Der einfachste Weg, um das zu gewährleisten, ist, etwas Zeit mit Krafttraining und Stretching zu verbringen. Das macht den Körper einfach wider- standsfähiger und robuster. Ich rede hier nicht davon, 250 Kilo oder so auf der Beinpresse zu stemmen. Ein bisschen Training hier und da kann sich schon sehr schnell bezahlt und in brenzligen Situationen den Unterschied machen.

Oder liegt es vielleicht nur daran, dass du das ganze Fleisch im Haushalt deiner Wohngemein­schaft aufisst und deinen Mitbewohner Cody Barnhill somit zwingst, vegan zu leben?
Es gibt keinen Zweifel daran, dass ich mein Steak und meinen Bacon brauche. Dennoch hat Cody einen positiven Einfluss auf mich. Ich esse zwar im- mer noch so viel Fleisch, wie ich will, aber wenigstens bekomme ich hin und wieder auch mal ein wenig Gemüse ab. Nur damit ihr’s wisst: Ich habe Cody neulich hin und wieder Käse und Eier essen sehen! Es kann also gut sein, dass ich ihn in seinen Essgewohnheiten auch ein wenig beeinflusse.

Ja, das kann gut sein. Letzte Saison hat er sich extra noch das Rezept für Käsespätzle bei ei­ nem Kumpel von mir besorgt. Sprechen wir noch ein wenig über eure WG. Da geht’s doch bestimmt auch mal wilder zu, wie es sich für einen Freeskier­ Haushalt gehört. Was war das Verrückteste, was jemals in deinen vier Wänden geschehen ist?
Lass es mich so ausdrücken: Es gab sicherlich gewisse Momente und sicher wäre der ein oder andere Nachbar nicht traurig, wenn wir ausziehen würden. Vor allem im Sommer haben wir viele BBQ-Partys oder After-Partys bei uns im Garten. Also, wir hatten schon viele solide Gartenpartys mit einer guten Crew: Julian Carr, Pep, Hoji, Dash, Sterbenz, Barnhill und noch einige andere hatten wir schon unter einem Dach. Ich denke, diese Crew könnte man schon fast als das „Party Team“ oder „Ski Dream Team“ bezeichnen.

Ich habe diese Frage auch gestellt, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass du mit Tanner Hall befreundet bist und der ist nicht gerade dafür bekannt, ein Kind von Traurigkeit zu sein… Wo habt ihr euch kennengelernt und was war das Verrückteste, was ihr zusammen erlebt habt?
Ich glaube, dass Leute diese Verbindung zwischen mir und Tanner ausgemacht haben, da wir zur gleichen Zeit auf die Winter Sports School gegangen sind. Er lebte zudem noch bei der Familie eines guten Freundes von mir, als er nach Park City kam. Also hingen wir zu High-School-Zeiten miteinander rum. Es gibt tatsächlich eine wirklich gute Geschichte, die mir sofort in den Kopf kommt, allerdings will ich die lieber für mich behalten, da ich hier keinen von uns belasten will. Du kannst gerne Tanner fragen, wenn du mehr erfahren willst. Ich denke, nachdem man eine Doku über sein Leben produziert hat, gibt es sowieso nur noch wenige offene Fragen. Jedenfalls hatten wir in besagter Nacht einen – ich nenne es mal – ziemlich interessanten Trip. Das Coolste daran, Tanner seit Beginn seiner Karriere zu kennen, ist jedoch Folgendes. Er zeigte mir, dass es noch andere Arten von Ski- fahren gab, als mir damals bekannt waren. Zum Beispiel gab es im Park City Mountain Resort diese riesigen Parkplätze, auf denen der Schnee immer an bestimmten Stellen zusammengeschoben wurde, bis sich zehn Meter hohe Schneetürme auftrugen. Eines Nachts shapte Tanner eine riesige Quarter in einen dieser Haufen und wir fingen an, das Ding per Car Tow-in zu shredden. Tanner war immer sehr motiviert – ich meine, er hat die Quarter allein per Hand geshapt und solo gerockt – das Ganze bei Nacht! Ich hatte so etwas zuvor noch nie gesehen.

Hängt ihr denn noch miteinander rum?
Hin und wieder rennen wir ineinander und ich würde ihn immer noch als Freund bezeichnen. Jedoch hängen wir momentan nicht mehr wirklich miteinander ab. Trotzdem hoffe ich, dass er oder Seth mich eines Tages nach Retallack einladen werden. Ich wollte da schon immer mal hin und einige der legendären Pillow Lines fahren.

Wie sieht’s denn bei dir mit den Ladys aus? Hilft dir da deine neue Berühmtheit? Ich hoffe es jedenfalls…
Für mich galt eigentlich schon immer die Devise: Ein Gentleman schweigt und genießt. Aber so viel kann ich euch sagen: Glücklicherweise gab es bisher noch keine Probleme, interessierte Mädels zu finden – diese zu behalten ist jedoch immer etwas schwieriger. Das birgt der Freeski-Lifestyle in sich. Welche Freundin mag es schon, einige Monate am Stück allein zurückgelassen zu werden? Allerdings gibt es hier ein Mädel, das mir wichtig ist. Sie weiß schon, wer gemeint ist.

Falls es mit dem Freeski­Fame nicht klappen würde, hättest du ja immer noch deine Band als „Back­up“. Erzähl uns mal was darüber. Wo und wann kann man mal was von euch hören?
Ich habe schon in einigen Bands Bass gespielt. Zwar hab ich als Gitarrist begonnen, aber die erste Band, in der ich war, brauchte eben einen Bassisten. Also habe ich den Lückenfüller gemacht und musste feststellen, dass mir Bass-Spielen gefällt. Meine aktuelle Band Motorcycle Death Machine besteht aus meinem Roomie Cody, James Tautkus, Jodie Stackhouse und mir. Da wir alle relativ viel unterwegs und beschäftigt sind, hatten wir bei den bisherigen Gigs mehr oder weniger eine wechselnde Besetzung. James ist ein Singer/Songwriter, weswegen wir hin und wieder auch Akustik- Sets spielen. Ich denke, dass unser Name nicht zu 100 Prozent zur Band passt, denn wir sind auch mit Vollbesetzung nicht wirklich metallisch. Cody und ein Freud haben in unserer Garage, die gleichzeitig auch unser Proberaum ist, einige Motorräder restauriert. Daher der Name. Unsere Musik könnte man als Heavy Blues bezeichnen und wir spielen auch immer ein paar Classic-Rock-Cover wie Led Zeppelin oder Jimi Hendrix. Mir persönlich gefallen auch düstere Sounds sehr gut, weshalb ich hoffe, dass sich unser Output auch in diese Richtung entwickeln wird.

Bevor wir hier komplett dem Musik­Talk ver­ fallen, lass uns lieber noch mal über dein Riding sprechen: Du hast einen ziemlich aggressiven Fahrstil und hin und wieder könnte man dir eine gewisse „loose canoness“ attestieren. Trotzdem verzichtest du in einigen Szenen auf einen Helm. Warum? Hast du keinen Sponsor..?
„Loose Canoness“, eh?! Ich denke, wenn ein paar Leute so etwas in meinen Riding Style hinein- interpretieren, kann ich schon damit umgehen. Allerdings versuche ich wenigstens immer, schlaue Entscheidungen bezüglich der Schneedecke zu treffen. Und um Helme brauche ich mir auch keine Sorgen zu machen. Smith versorgt mich schon ganz gut, so dass ich keinen Grund zur Klage habe. Ich kann deinem Eindruck nur bedingt zustimmen, denn wenn ich merke, dass ich an meine Grenzen gehen muss, trage ich immer einen Helm. Auf der anderen Seite mag ich es einfach, zwanglos und bequem nur im Beanie zu cruisen. Das mache ich aber nur, wenn ich weiß, dass ich es mellow angehen lassen werde und einfach nur chillig powdern will. Dabei passiert es hin und wieder, dass ich einen Spot sehe, den ich auf keinen Fall auslassen möchte. Zufälligerweise läuft dann manchmal auch eine Kamera. Trotzdem bin ich mir der offensichtlichen Gefahren da draußen beim Skifahren bewusst, mag aber den Gedanken, dass Schnee doch eher eine Fehler verzeihende Oberfläche ist. Ich werde bei dieser Streitfrage jedenfalls keine konkrete Stellung beziehen: Mütze beim Cruisen, Helm, wenn es nötig ist!

Okay, letzte Frage: Wenn man sich deine eige­nen Edits im Web anschaut, bemerkt man, dass du gerne mit dunklen Images spielst und den Clips irgendwie eine düstere Attitude gibst. Steckt dahinter eine tiefere Message? Glaubst du, Freeskiing braucht einen Danny Larsen?
Nun, diese Frage betrachte ich zunächst einmal als Kompliment, da ich mich mit seinem Style schon identifizieren kann. Aber ich würde schon sagen, dass Danny definitiv mehr Metal verkörpert als ich. Ich persönlich fühlte mich schon immer mehr der „Fuck it!“-Rocker-Attitude zugehörig, nicht so sehr auf Style bedacht. Ich hab nie versucht, eine spezielle Botschaft zu transportieren. Ich kann dieses ganze düstere Zeug einfach nur leiden. Bevor man meine Persönlichkeit auf irgendein Image reduziert, möchte ich sagen, dass ich allem voran ein dankbarer Typ bin. Heute bin ich in vielen verschiedenen Musik-Genres zu Hause. Früher habe ich eine Menge Guns N’ Roses und ähnliche Bands gehört. Dazu kam noch MTV, als sie noch Musik spielten. Rockstars waren sozusagen meine Helden, als ich aufwuchs. Man könnte also schon sagen, dass der Grundstein und Respekt für den Rocker-Lifestyle früh gelegt wurde. Zwischen Pro-Skiern und Musikern kann man einige Parallelen ziehen, zum Beispiel müssen alle an einem bestimmten Punkt im Leben die Entscheidung treffen, dem traditionellen Leben abzuschwören, und versuchen, ihre Träume zu verwirklichen. In meinem Fall hat es eine Weile gedauert, bis sich mein Traum verwirklicht hat. Doch nun werde ich AK Faces shredden – und dafür verzichte ich gerne auf ein „normales“ Leben.

Word!

Video mit Todd:
http://mpora.com/videos/K6pQxY2vH

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