Stellt euch Mal vor ihr könntet ab Ende Oktober/Anfang November bis Mitte Juni ohne Unterbrechung shredden. Mit shredden sei hier gemeint, ihr habt während der kompletten Zeit eine Superpipe und eine 3er Kickerline sowie diverse Rails mehr oder weniger vor der Haustüre. Für die meisten von euch kaum vorstellbar, für die älteren Semester war das aber für ein paar Jahre die Realität und womöglich die geilste Zeit ihrer Freeski- oder Snowboard Karriere.
Die Rede hier ist von den goldenen Zeiten auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze. Als damals die Witterungsverhältnisse noch günstiger waren und auch vom Gletscher noch einiges mehr übrig war, konnte man von einem wahren Paradies sprechen. Die Saison startete teils früher als Heute auf dem ein oder anderen richtigen Gletscher und dank des legendären GAP 1328 Sommercamp war ab Anfang Mai bis Mitte Juni sowieso Ausnahmezustand angesagt. So ziemlich alles was in der internationalen Szene Rang und Namen hatte schlug auf der Zugspitze auf, um dort im vielleicht größten und geilsten Park der damaligen Zeit zu progressen.
Man war unter sich, das galt auch unten im Tal. Die Geschichten über die Partys im Evergreen oder im Bichlerhof werden hoffentlich unvergessen bleiben. Es ist kein Geheimnis, wer zu dieser Zeit in und um Garmisch-Partenkirchen lebte, konnte sich mehr als glücklich schätzen.
Im Jahre 2005 kam dann aber leider das Aus, zu wenig Schnee und noch ein paar andere Gründe führten dazu, dass nur mehr acht Jahre einzigartige Erinnerungen übrig bleiben sollten.
Doch mit der Abschaffung des GAP 1328 Sommercamps war das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Das nächste Opfer war die Superpipe und kaum noch ein Jahr später wurde der Funpark vom Zugspitzplatt in Richtung Weißes Tal verlegt. Für viele Locals war dies der Genickbruch, welcher sich ein paar Jahre später bestätigte und die Meldung es würde gar keinen Funpark mehr auf der Zugspitze geben die Runde machte.
Doch was nun? Das war die Frage aller Fragen. Natürlich waren im benachbarten Tirol die Parks relativ nahe und auch gut, doch das ist sicherlich nicht dasselbe. Nach zwei Jahren Leere kam dann der erste Schritt in Richtung Wende. Das Garmischer Freeski Urgestein Cory Hodges nahm das Zepter in die Hand und wollte wieder etwas bewegen. Es musste wieder einen Park geben, egal wie. Nach zahlreichen Gesprächen mit der Bayerischen Zugspitzbahn war schon bald ein erster Neuanfang beschlossene Sache. Cory durfte im Garmischer Classic Gebiet nahe des Rimmlermoosliftes eine erste Art Jib-Feature erschaufeln. Obwohl die Location alles andere als perfekt war und der „Park“ klein und abgelegen, fand er bei zahlreichen Shreddern Anklang und stiess schon bald kapazitiv an seine Grenzen.
Durch den unermüdlichen Einsatz von Cory und zahlreichen Gesprächen wurde der Park in der Saison 2013/14 erstmals an den Hexenkessel verlegt. Mit K2 fand man auch wieder einen langjährigen und treuen Partner, der ebenfalls Potential in der Sache sah und das Projekt unterstütze. Klein aber fein sollte es sein, und das war es auch. Man fand auch heuer noch keinen massiven Booter, doch für Anfänger und Fortgeschrittene Freeskier und Snowboarder reichte es allemal. Die neu heranwachsende Park-Szene hat also wieder ein Zuhause und zusammen mit der Bayerischen Zugspitzbahn und Head-Shaper Cory Hodges ist für ein gemütliches, aber stetig steigendes Parkleben gesorgt.
Mit der Geschichte der Freeski- und Snowboard Szene rund um Garmisch-Partenkirchen könnte man sicherlich ganze Bücher füllen, doch würde sie hier jeden Rahmen sprengen. Trotzdem hoffen wir euch zumindest einen groben Überblick verschafft zu haben, bevor wir euch nun noch ein kurzes Interview mit Cory Hodges liefern, in dem er euch ein paar zusätzliche interessante Facts liefert:
Hey Cory! Erstmal ein digitales High Five für deine Bemühungen und das was du bisher schon bewegt hast. Was war eigentlich deine grundsätzliche Absicht die Parkscene in Garmisch wieder ins Lebens zu rufen?
Ganz einfach, ich wollte wieder einen Park aufbauen. Garmisch war einst für alle Parkshredder ein Pflichtbesuch, schliesslich war es sogar damals im legendären Konsolenspiel „Amped“ gefeatured. Als es keinen Park mehr gab, verschwand damit auch die Möglichkeit für die Kids Park zu fahren und sich folglich weiterzuentwickeln.
Erzähle uns über die Schwierigkeiten, mit denen du am Anfang zu kämpfen hattest?
Das schwierigste war die Leute zu überzeugen, wieder zurückzukommen. Als ich erstmals mit der Idee ankam, sagten alle, es wäre nicht möglich, doch hier sind wir nun wieder. Langsam aber sicher kommen auch mehr und mehr zurück. Ich möchte an dieser Stelle aber auch erwähnen, wie unglaublich hilfsbereit die Bayerische Zugspitzbahn ist und hinter der ganzen Sache steht. Man versteht hier, dass die Kids nicht nur um Stangen fahren wollen und ihnen deswegen was geboten werden muss.
Was hilft dir dabei dein Bestreben fortzusetzen? Gibt es irgendwelche Erlebnisse, die dir dabei besonders geholfen haben?
Warum ich daran festhalten möchte? Wenn es draussen – 20 Grad hat und es dir in jede Ritze schneit, die Kids aber trotzdem da sind, die Rails hiken und sich immer weiter verbessern, realisierst du für was du das machst und deine Motivation steigt ins Unendliche. Besonders zu nennen sind hier Luis und Nina, diese beiden müssen hervorgehoben werden, wenn es darum geht bei beschissensten Wetter einen Run nach dem anderen zu machen. Die meisten würden bei genanntem Bedingungen sicherlich nicht einmal daran denken das Haus zu verlassen, doch die beiden sind immer da. Deswegen bin ich natürlich auch vor Ort und versuche ihnen den besten Park wie nur möglich zu bieten. Bedanken möchte ich mich auch bei den beiden Pistenraupenfahrern Andreas und Heini, ohne eure Geduld wäre vieles nicht möglich!
Wie sieht es mit der Zukunft des Garmischer Funparks aus? Warum wird es in Zukunft wieder für alle von uns ein Pflichtbesuch werden?
Die Zukunft sieht vielversprechend aus. Wir versuchen uns Jahr für Jahr zu verbessern. Ich könnt euch jetzt schon sicher sein, dass einige Änderungen schon beschlossene Sache sind und nächste Saison eine erneute Steigerung sichtbar sein wird.
Das hört sich doch schon Mal ganz gut an. Wir werden Cory natürlich auf die Finger schauen, ob er seine Versprechen einhalten wird 😉
Auf jeden Fall rührt sich wieder was im Garmischer Parkleben. Auch sonst ist hier einiges geboten. Die regelmäßigen Tourenabende auf der Drehmöser 9 finden positiven Anklang, und auch die K2 Grillouts im Kandahar 2 Café sollte man sich nicht entgehen lassen.
Von dem her, bevor ihr nächste Saison weiter in Richtung Tirol fahrt und Benzin rausblast, stoppt doch wieder Mal öfter in good old Garmisch und lasst uns da gemeinsam wieder was aufbauen.
In diesem Sinne, man sieht sich nächste Saison am Hexenkessel!
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